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Fr. 27. Juli, Anreise bis zur Oberlausitz, Deutschland (585 km)
Auf mehreren Kurzreisen in den Schwarzwald und den Bodenseeraum haben wir in den letzten Monaten unser neues Reisemobil gründlich testen können. Heute nun starten wir nach langer Vorbereitung erwartungsvoll auf unsere mehrwöchige Reise nach Osteuropa. Die Reise bis Tallinn in Estland werden wir in eigener Regie durchführen. Die Fahrt durch Russland und Ukraine wird von den Firmen “Seabridge” und “Abenteuer Osten” in Zusammenarbeit organisiert und betreut.
Bei herrlichem Sonnenschein und ohne Stau fahren wir bis in die landschaftlich schöne schlesische Oberlausitz. Kurz vor der polnischen Grenze finden wir am frühen Nachmittag in Hohendubrau-Thräna in Waldrandlage einen ruhigen gepflegten Stellplatz mit einem kleinen Badeteich. Mit einem Spaziergang in das angrenzende Wildgehege schließen wir den aktiven Teil unseres ersten Reisetages ab.
Sa. 28. Juli, Oberlausitz - Breslau (Wroclaw), Deutschland, Polen (203 km)
Auch heute scheint es ein sehr heißer Tag zu werden. Wir brechen deshalb bereits um 8 Uhr auf. In unseren Köpfen ist die Grenze zu Polen noch immer eine fast undurchdringbare Barriere. Die Realität sieht heute dank EU ganz anders aus. Wir kommen lediglich durch eine Baustelle zum Rückbau der Grenzanlagen und dann sind wir drin. Entlang der polnischen Autobahn entdecken wir immer wieder Störche bei der Futtersuche auf den abgeernteten Feldern. Die Fahrt quer durch die Innenstadt von Breslau ist ein wenig chaotisch aber wir kommen trotzdem gut auf dem Campingplatz beim Olympia Stadion an. Weil sich erste Gewitterwolken zeigen, fahren wir trotz der großen Hitze mit einer modernen Straßenbahn zur Stadtbesichtigung zurück in die Innenstadt. Der Marktplatz der von 60 prächtigen Häusern umgeben ist, der kleine Marktplatz mit den meist barocken Häusern und auch die Dom-Insel mit Kathedrale und mehreren Kirchen haben uns sehr beeindruckt. Nach ein paar Einkäufen treibt uns die Hitze wieder zurück zum Campingplatz.
So. 29. Juli, Breslau - Warschau, Polen (360 km)
In der Nacht hat es endlich geregnet und uns ein wenig Abkühlung verschafft. Bei ruhigem Sonntagsverkehr kommen wir zügig voran in Richtung Warschau. Die Landstraße ist größtenteils in gutem Zustand und wird stellenweise auf 4 Spuren ausgebaut. Lediglich die zahlreichen langen Ortsdurchfahrten bremsen uns immer wieder aus. Dagegen können die vielen Baustellen auf dieser Streck heute am Sonntag einfach und ohne Stau durchfahren werden. Die Fahrweise so manch eines polnischen Zeitgenossen konnten wir nur mit einem Kopfschütteln quittieren. Auf dem relativ flachen Land zählt Barbara heute 13 Störche. Bei der Einfahrt nach Warschau werden wir wiederum mit großstädtischem Verkehr konfrontiert. Den schönen empfehlenswerten Campingplatz WOK 90 südöstlich von Warschau erreichen wir dann nach insgesamt 6 h Fahrzeit. Dort werden werden wir von Margarita und Manfred, mit denen wir unsere Reise weiter fortsetzen wollen, bereits erwartet.
Mo. 30. Juli, Warschau, Polen (0 km)
Der Morgen beginnt mit leichtem Nieselregen. Wir starten trotzdem zu viert mit Bus und Straßenbahn in die Innenstadt. Kaum sind wir in der Altstadt angekommen, kommt allmählich die Sonne heraus und wir können unseren Stadtrundgang beginnen. Der Altstadtmarkt, das alte Schloss, Schlossplatz und die Kathedrale des heiligen Johannes sind die ersten Punkte die wir ansteuern. Dann begeben wir uns auf den Königsweg, die Prachtstraße Warschaus. Auch hier gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Ein Abzweig zum Kulturpalast nutzen wir um bis zum 30. Stockwerk hochzufahren und die tolle Aussicht zu genießen. Abschließend fahren wir mit der Straßenbahn zum Lazienki-Park der als einer der schönsten Parks in Europa gilt. In dem wirklich schön angelegte Park befinden sich auch einige sehenswerte Bauwerke, u.a. das Amphitheater und das Denkmal von Fryderyk Chopin.
Warschau präsentiert sich uns als moderne weltoffene Stadt mit freundlichen Menschen, mit prächtigen wieder aufgebauten historischen Gebäuden und einer angenehmen Atmosphäre.
Di. 31. Juli, Warschau - Masuren, Polen (263 km)
Kaum haben wir die Stadtgrenze von Warschau in Richtung Norden verlassen kommen wir durch ein großes dichtes Waldgebiet. Erst nach und nach fahren wir auf meist guten Landstraßen durch landwirtschaftlich genutzte Gebiete. In Masuren überwiegt dann wieder der Wald und die Straße führt uns oft durch Alleen und vorbei an unzähligen Seen durch das leicht hügelige Land. Barbara konnte heute mehr als 100 Störche zählen.
Nachdem wir einen Stellplatz direkt mit Seeblick gefunden haben, wollen wir doch noch weiter um die “Wolfsschanze” zu besichtigen. Von diesem ehemaligen Hauptquartier Hitlers gibt es allerdings von den gesprengten Bunkern nicht mehr viel zu sehen. Eine Gedenktafel bei den Resten von Gebäude 3 erinnert noch an das Attentat, das Graf von Stauffenberg auf Hitler verübt hat. Wir sind dennoch beeindruckt von den gewaltigen Bunkeranlagen die hier von 1941 bis 1944 in diesem weitläufigen Gelände erbaut wurden. Da es inzwischen angefangen hat zu regnen, wollen wir nicht mehr zurück zum See sondern nutzen die Gelegenheit hier auf dem Gelände kostenlos auf einer Wiese unter großen Bäumen zu übernachten.
Mi. 1. August, Masuren - Vilnius, Polen, Litauen (370 km)
Noch bevor die Besuchermassen auf der Wolfsschanze einfallen, sind wir schon bei schönstem Wetter wieder unterwegs. Auch heute geht es durch lange dunkle Alleen, über teilweise sehr schmale holprige Straßenabschnitte, durch kleine Dörfer und vorbei an zahllosen Seen Richtung Litauen.
Auch die Grenzkontrolle zwischen Polen und Litauen ist inzwischen weggefallen und so können wir ungebremst in unser nächstes Land einreisen. Wir sind in einer neuen Zeitzone und stellen die Uhr 1 h vor. Die Landschaft ist anfangs sehr flach und wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. Neben hochmodernen großen landwirtschaftlichen Geräten werden stellenweise noch Pferde und altes Gerät eingesetzt. Auffällig sind die vielen Holzhäuser die wir in Polen so nicht gesehen haben. Inzwischen hat Barbara wieder mehr als 100 Störche auf den Feldern und in ihren Nestern zählen können. In der Nähe von Trakai finden wir einen wunderschönen Campingplatz auf einer Halbinsel am Galvesee. Vom Platz aus haben wir einen sehr guten Blick auf die Wasserburg Trakai.
Do. 2. August, Vilnius, Litauen (0 km)
Heute Morgen geht es mit dem Bus nach Trakei und dann von dort dem Bus nach Vilnius. Die Vorstadt sieht zunächst nicht sehr einladend aus, aber in dem Gewirr von Altstadtgassen sieht es gleich schon anders aus. Vieles wurde neu aufgebaut oder renoviert. Aber immer wieder kommt man in manche Ecke wo doch noch sehr viel getan werden muss. Auch die meisten Kirchen sind prächtig renoviert worden. Besonders gut gefällt uns das Innere der orthodoxen Heiliggeistkirche. Vom Gediminas-Turm der oberen Burg haben wir einen tollen Ausblick über die ganze Stadt. Was uns weniger gut gefällt, sind die die vielen Bettler die uns selbst in den Kirchen belästigen. Das Gesamtbild der Stadt wird jedoch im wesentlichen von jungen Studenten und schick gekleideten Frauen geprägt. Bei einer Temperatur von über 30 Grad haben wir für heute genug gesehen und lassen deshalb den Besuch der Inselburg von Trakei ausfallen.
Fr. 3. August, Vilnius - Riga, Litauen, Lettland (372 km)
Auch heute ist es uns nicht gegönnt die Wasserburg von Trakei zu besichtigen, da wir um 9 Uhr noch 1 h vor der Öffnung vor dem Burgtor stehen. So begnügen wir uns mit der Außenansicht und machen uns dann, als die ersten japanischen Touristen auftauchen, auf den Weg nach Norden. Bei unserer Fahrt über Autobahn und gut ausgebauten Landstraßen durch das weite flache Land mit den Getreidefeldern bis zum Horizont werden an unsere Reise durch die mittleren Staaten der USA erinnert. Einen Zwischenstopp machen wir beim ‘Berg der Kreuze’. Hier sind zehntausende von Kreuzen aufgestellt die an die getöteten Litauer beim Aufstand 1831 und 1863 gegen die Russen, an die Getöteten in den russischen Straflagern und an die Gefallenen im 2. Weltkrieg erinnern.
Nach der Grenze zu Lettland kommt nach dem zerfallenem Grenzgebäude erst einmal die große Enttäuschung. Die bisher guten Straßen in Litauen ändern sich hier in Lettland in reinste Holperstrecken. Auf vielen landwirtschaftlichen Flächen ist nichts angebaut. Kurz vor Riga, wo man mit dem Ausbau der Straße begonnen hat, ist es nicht gelungen eine ebene Fahrbahndecke zu erstellen. In den Vororten Riga müssen wir stellenweise über holpriges Kopfsteinpflaster. Wir sind froh als wir endlich auf dem schönen Campingplatz auf der Kipsala-Insel nahe der Altstadt angekommen sind. Das Schreien der Möwen zeigt uns an, dass wir an der Ostsee angekommen sind. Hier auf dem Platz treffen wir weitere Teilnehmer unserer Russland-Reise, die offiziell in Tallin (Estland) starten wird. Am Abend erreicht uns eine Gewitterfront und wir können diesmal nicht draußen sitzen.
Sa. 4. August, Riga, Lettland (0 km)
Vom Campingplatz gelangen wir zu Fuß in ca. 30 Min. in die Altstadt von Riga. Im Gegensatz zu den Vororten ist hier vieles neu aufgebaut oder renoviert worden. Neben Dom, Schloss, die “drei Brüder”, Petrikirche, Große und Kleine Gilde, orthodoxe Kirche und Schwarzhäupterhaus machen wir noch einen Abstecher vorbei am Freiheitsdenkmal zur ‘Alberta iela’. In dieser Straße reiht sich ein prachtvolles Jugendstil-Haus ans andere. Auf dem Weg dorthin kommen wir auch durch den schönen gepflegten Kronvalda Park durch den der Pilsetas Kanal führt. Ein weiterer Höhepunkt der Stadtbesichtigung ist der wirklich riesige Markt auf dem man Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und vieles andere sehr preiswert einkaufen kann. Völlig geschafft von der Hitze und dem langen Fußmarsch kommen wir nachmittags zum Wohnmobil zurück. Mit den frischen Lebensmitteln die wir auf dem Markt eingekauft haben bereiten wir uns das Abendessen zu.
Riga ist eine phantastische Stadt mit einer eigenen Atmosphäre. Auf den zweiten Blick hat sie uns persönlich noch ein wenig besser gefallen als Vilnius.
So. 5. August, Riga - Tallinn, Lettland, Estland (324 km)
Die Ausfahrt aus Riga gestaltet sich heute am Sonntag einfach und die Fahrt nach Norden führt uns über gut ausgebaute Straßen durch scheinbar endlose Wälder mit Nadel- und Birkenbäumen. Unterwegs machen wir einen Zwischenstopp an der Ostsee, dem ersten der drei Meere die wir auf unserer Reise besuchen werden. Ein kurzer Spaziergang am Strand tut uns gut. Dann fahren wir weiter und die Grenze nach Estland ist bald erreicht. Eine Grenzkontrolle nach Estland gibt es auch nicht mehr und wir sind sogar wieder in einem Euro-Land. Landschaftlich ändert sich nichts in dieser dünn besiedelten Gegend und wir kommen am frühen Nachmittag in Tallin an. Nach Durchquerung der ganzen Stadt finden wir unseren Stellplatz im Yachthafen. Etwas eng geht es hier zu, weil neben den üblichen Campern auch unsere komplette Reisegruppe nach und nach hier eintrifft.
Mo. 6. August, Tallinn, Estland (0 km)
Mit dem Bus fahren wir zu viert in die Innenstadt von Tallinn. Es ist noch stark bewölkt als wir in der modernen Stadt ankommen. Schon bald darauf erreichen wir zu Fuß die Altstadt. Noch während wir die Unterstadt mit Nikolaikirche, Rathausplatz, Heiliggeistkirche, “Drei Schwestern”, “Dicke Margarete” und Olaikirche erkunden klart der Himmel immer mehr auf. In der Olaikirche machen wir uns die Mühe und steigen auf den Kirchturm. Von hier genießen wir die tolle Aussicht. Dann verlassen wir die Unterstadt und gehen hinauf zum Domberg. Hier befinden sich die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale, der Dom und das Schloss. Auch von hier oben gibt es schöne Aussichtspunkte über die ganze Stadt. Noch während wir in einem netten Restaurant zu Mittag essen beginnt es wieder zu regnen. Wir bummeln deshalb noch ein wenig durch die Kaufhäuser und fahren danach zurück zum Wohnmobil. Auf dem Stellplatz hat sich die Platzsituation weiter verschärft, denn eine große Gruppe Holländer hat jetzt den restlichen Platz mit ihren Wohnmobilen belegt. Der Regen hält den ganzen Abend an und die Temperatur sinkt deutlich ab.
Tallinn ist für uns die modernste der drei baltischen Hauptstädte. Hier hat uns vor allem das gelungene Nebeneinander von modernem und historischem sehr gut gefallen. Die Infrastruktur öffentlichen Nahverkehrs ist mit der von deutschen Städten vergleichbar und auch auf den Straßen sieht man die gleichen modernen Autos aller Klassen wie bei uns auch. Bemerkenswert an Tallinn, dies gilt aber auch für alle baltischen Staaten, ist die hohe Anzahl auffallend sehr schöner modisch gekleideter junger Frauen.
Di. 7. August, Tallinn, Estland (0 km)
Für heute haben wir uns nichts besonderes mehr vorgenommen. Erst mal richtig ausschlafen, gut frühstücken, “Hausputz” durchführen, Fahrzeugtechnik prüfen und durch den Yachthafen spazieren. Obwohl sich die Sonne am Nachmittag wieder durchgesetzt hat, ist es sehr kühl und es weht ein kräftiger Wind.
Oleg, der uns in den nächsten Wochen als Reiseleiter durch Russland und Ukraine begleiten wird, ist inzwischen eingetroffen. Er teilt uns das umfangreiche Road-Book, Navigationsgerät und sonstige Papiere aus. Nachmittags folgt noch eine ausführliche Informationsveranstaltung in der wir auf die Reise vorbereitet werden. Dazu gehört die Vorgehensweise beim komplizierten und aufwendigen Grenzübergang von Estland nach Russland, das Verhalten im russischen Straßenverkehr, der Umgang mit der Polizei, Besonderheiten beim Tanken, u.v.m.
Mi. 8. August, Tallinn - Lomonosov, Estland, Russland (330 km)
Schon um 7 Uhr müssen wir aufbrechen, um heute noch in Lomonosov bei St. Petersburg anzukommen. Die insgesamt 18 Fahrzeuge fahren nicht im Konvoi, sondern starten einzeln oder in kleinen Gruppen mit 2 bis 3 Wohnmobilen. Aber letztendlich bilden wir heute nach und nach doch noch einen langen Konvoi. Es ist regnerisch und kalt als wir im Zollhof von Narva ankommen. Erst als wir hier die Freigabe zur Weiterfahrt bekommen können wir bis zur Grenzstation auf der anderen Seite der Stadt weiterfahren. Am estnischen Zoll werden wir in kleinen Gruppen von 2 bis 3 Fahrzeugen eingelassen. Die Pass- und Zollformalitäten sind schnell erledigt.
Dann dürfen wir weiterfahren und stehen schon bald vor der russischen Grenzkontrolle auf der berüchtigten Brücke, auf der so mancher bis zu 6 h warten musste. Bei uns selbst geht es deutlich schneller und sind schon nach 15 Min. am ersten Schlagbaum. Pässe und Fahrzeugpapiere werden an mehreren Haltepunkten immer wieder kontrolliert. Formulare müssen ausgefüllt werden, diese werden dann überprüft und am PC eingegeben. Im Wohnmobil werden nur stichprobenweise Klappen und Türen geöffnet. Nach mehreren Schlagbäumen und Stopp-Stellen hören wir dann endlich von einer hübschen Zöllnerin das erlösende “Welcome to Russia”.
Wir müssen die Uhr nochmals um 1 h vorstellen, denn wir sind wieder in einer neuen Zeitzone. Hinter der Grenze werden wir vom Begleit-Team erwartet. Neben Oleg aus der Ukraine besteht das Begleit-Team aus Sergej aus Russland sowie Vitalij und Anatolij aus Weißrussland. Noch in der Stadt bekommen wir von der Reiseleitung die ersten Rubel ausgehändigt, damit wir erst mal voll tanken können (für umgerechnet 70 Cent/Liter). Dann stehen wir auf einem kleinen Platz mit tiefen Schlaglöchern und warten bis alle Fahrzeuge über der Grenze sind.
Nach 2 h haben es alle geschafft und es geht auf katastrophalen Straßen weiter. Die Orientierung mit den Straßenschildern in kyrillischer Schrift fällt uns noch schwer, aber wir haben ja unser Navi. Als wir endlich den neuen großzügig ausgebauten Autobahnring um St. Petersburg erreichen, ist es nicht mehr weit bis zur Ausfahrt nach Peterhof. In Lomonosov stehen wir dann um 20:00 Uhr auf einem einfachen aber sauberen Stellplatz. Bei einem gemeinsamen Abendessen lassen wir den Tag ausklingen.
Do. 9. August, St. Petersburg, Russland (0 km)
Heute fahren wir mit dem Bus und einer einheimischen Reiseführerin nach St. Petersburg. Es ist heute sehr kalt aber es regnet wenigstens nicht. Über gut ausgebaute Straßen kommen wir durch Peterhof und kleinere Orte in die Vorstadtbezirke der 5 Millionen Metropole. Neben den alten Plattenbauten gibt es inzwischen viele moderne Wohnblocks mit gepflegten Grünanlagen. In St. Petersburg fahren wir zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und machen viele Fotostops. Neben de Peter-Paul- Kathedrale die wir auch innen besichtigen, bekommen wir auch die Isaaks- und die Auferstehungs-Kathedrale zu sehen. Die vielen Paläste und Prunkbauten an denen wir vorbeikommen können hier gar nicht alle aufgezählt werden. Auch die vielen Plätze, die Hebebrücken oder der Panzerkreuzer “Aurora” sind sehenswerte Objekte. An allen markanten Plätzen sehen wir Hochzeitspaare bei ihrem Fototermin. Nach einem gemeinsamen Mittagessen steht eine Bootsfahrt auf dem Programm, bei der wir von den Flüssen und Kanälen vieles aus einer anderen Perspektive zu sehen bekommen. Es gäbe noch sehr viel mehr zu sehen, aber für einen ersten Überblick hat dieser Tag ausgereicht. Abends haben wir noch die Gelegenheit in einem großen Supermarkt einzukaufen und kommen danach todmüde auf den Campingplatz zurück. Um 23:00 Uhr sehen wir, auch wenn die weißen Nächte von St. Petersburg bereits vorbei sind, wie sich die Morgenröte im Nordosten bereits bildet, während im Nordwesten die Abendröte noch sichtbar ist.
Fr. 10. August, St. Petersburg und Peterhof, Russland (0 km)
Und heute geht es zunächst wieder nach St. Petersburg. Mit Irina, der einheimischen Stadtführerin, besuchen wir zunächst die Eremitage. Die Winterresidenz der russischen Zaren beherbergt heute eines der größten Museen der Welt. Als Gruppe kommen wir zur angemeldeten Zeit sehr schnell ins Museum. Einzelpersonen müssen oft stundenlang warten. Schon vom Treppenaufgang sind wir beeindruckt. Was wir hier in einem Schnelldurchgang (nur 2,5 Std,) zu sehen bekommen, lässt uns erahnen, welche Schätze hier untergebracht sind. Pompöse Räumlichkeiten, Gemälde und Statuen aller bedeutenden Künstler können hier besichtigt werden. An einigen Stellen gibt es vor lauter Besucher kaum ein durchkommen. Eigentlich könnte man hier mehrere Tage verbringen, aber für den Nachmittag ist der Peterhof vorgesehen. Mit einem Tragflächenboot fahren wir in die ca. 30 km entfernte Zarenresidenz “Peterhof”.
In der ca. 100 ha großen Parkanlage des Zarenhofs, direkt am finnischen Meerbusen, befinden sich zahlreiche Fontänen, Wasserkaskaden und Skulpturen. Das besondere an dieser Anlage ist, dass sie völlig ohne Pumpen auskommt und nur mit einem ausgeklügelten System durch die höher gelegenen Seen und Bäche betrieben wird. Zum Abschluss besichtigen wir noch die etwas außerhalb gelegene Peter-und-Paul-Kathedrale.
Sa. 11. August, St. Petersburg und Puschkin, Russland (0 km)
Den Vormittag haben wir heute zwar zur freien Verfügung, aber wir nehmen gerne das Angebot an, mit Irina die wunderschönen St. Nikolaus-Marine Kathedrale und die Isaak Kathedrale zu besichtigen. Dabei kommen wir auch über die Einkaufsmeile von Sankt Petersburg, den Nevsky Prospekt.
Den für Morgen vorgesehenen Besuch des Katharinen-Palasts haben wir auf heute Nachmittag vorverlegt, weil morgen 17 Kreuzfahrtschiffe in St. Petersburg einlaufen sollen und damit jeden Museumsbesuch unmöglich machen. Die 25 km in das südlicher gelegen Puschkin sind schnell zurück gelegt. Im Katharinen Palast ist zwar noch nicht jeder Saal nach den Kriegszerstörungen wieder hergestellt, aber was bis jetzt fertig ist kann man kaum beschreiben. Darunter befindet sich der berühmte große Thron-Saal und das “Bernsteinzimmer”. Mit einem Spaziergang durch den Katharinen Park schließen wir den Besuch ab
So. 12. August, Lomonosov - Welikij Novgorod, Russland (225 km)
Da wir bereits gestern den Katharinen Palast besichtigt haben können wir uns heute Zeit lassen. Zuerst machen wir einen Großeinkauf in einem großen Supermarkt und fahren dann über die wunderbar ausgebaute Umgehungsstraße von St. Petersburg bis zur Abfahrt zur M10. Die M10 ist vergleichbar mit einer 4 spurigen Bundesstraße in Deutschland. Es herrscht auch heute am Sonntag lebhafter Lkw-Verkehr und auch an den Baustellen wird gearbeitet. Da die Straße immer wieder durch Ortschaften führt, müssen wir oft auf 60 km/h herunterbremsen (zumindest nahezu). Ansonsten fahren wir durch eine wenig abwechslungsreiche flache Gras- und Wald-Landschaft.
In Welikij Novgorod finden wir unseren Stellplatz auf einer kleinen Wiese hinter einem Hotel. Am Abend singt und tanzt eine Folklore-Gruppe für uns und wir sitzen noch bis zu später Stunde in der Reisegruppe zusammen.
Mo. 13. August, Welikij Novgorod - Valdei, Russland (147 km)
Als wir am Morgen zur Besichtigung von Welikij Novgorod aufbrechen haben wir endlich wieder einen blauen Himmel. Eine örtliche Fremdenführerin zeigt uns zunächst den alten Marktplatz mit den vielen Kirchen dieser im Mittelalter bedeutenden Handelsstadt.
Auf der anderen Seite des Flusses Walchow besichtigen wir dann noch die alte Kremlanlage. Hier vor der Sophien-Kathedrale (1045 - 1050) können wir uns am 15,5 m hohen Monument ‘Russlands Jahrtausend’ einen Einblick über die 1000 jährige Geschichte Russland (862 bis 1862) verschaffen.
Am Nachmittag starten wir ins weiter südlich gelegene Valdei. Dabei durchqueren wir große Sumpf- und Waldgebiete. Auf der Straße müssen wir immer wieder mit großen Schlaglöchern rechnen, aber auch die die vielen Baustellen und die rücksichtslosen Lkw-Fahrer machen uns auf dieser Strecke das Leben schwer. Unser Stellplatz liegt unmittelbar an einem malerischen See. Manche nehmen in dem relativ warmen Wasser sogar noch ein Bad
Di. 14. August, Valdei - Moskau, Russland (409 km)
Kaum ist die Sonne aufgegangen, sind wir schon unterwegs auf der schwierigsten Etappe unserer Reise. Bis nach Chimki, kurz vor Moskau fährt jeder noch für sich. Dort auf dem riesigen Parkplatz von Ikea und einem großen Einkaufszentrum sammeln wir uns, um dann nach einem größeren Einkauf mit zwei Konvois die insgesamt 18 Wohnmobile ins Zentrum dieser 14 Millionen-Metropole hineinzufahren. Die Staus die wir auf dem Weg bisher erleben durften waren nichts im Vergleich zum Moskauer Dauerstau. Selbst auf 12 spurigen Straßen geht es oft nur im Schritt-Tempo voran. Den Konvoi bei den vielen Ampeln und dem rücksichtslosen hineindrücken der Pkws beisammenzuhalten verlangt höchste Konzentration. Aber nach 1,5 Std, stehen wir mit dem ersten Konvoi wohlbehalten auf dem Campingplatz mitten im Sokolniki-Park. Den Abend verbringen wir in geselliger Runde mit viel Wodka und Gesang.
Mi. 15. August, Moskau, Russland (0 km)
Mit dem Bus werden wir zu einer Metro-Station gebracht und ab hier fahren wir mit der Stadtführerin Luba kreuz und quer mit dem Zug durch das ringförmig angelegte Metro-System. Jede Station ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Manche Stationen sind dreistöckig angelegt und liegen bis zu 100 m unter der Erde. Auch in Moskau starren viele Fahrgäste während der Fahrt nur noch auf ihr Netbook, Tablet PC, Smartphone oder E-Book.
Als wir mittags wieder ans Tageslicht kommen hat sich der Regen verzogen und es wird endlich wieder sommerlich warm. Unser nächstes Ziel ist der Kreml. Vor dessen Besichtigung haben wir noch etwas Zeit, um uns am Manegenplatz, Alexandergarten und dem Grabmal des Unbekannten Soldaten umzusehen. Nach einer Sicherheitskontrolle kommen wir durch den Dreifaltigkeits-Torturm in das riesige Areal des Kreml mit den historischen Gebäuden. Unsere Besichtigung beschränkt sich aber nur auf das Gebiet um den Patriarchen-Palast mit Zwölf- Apostel-Kathedrale, Mariä-Gewandniederlegungs-Kathedrale, Facetten-Palast, Mariä-Verkündiguns-Kathedrale und Kremlpark.
Bevor wir uns den ”Roten Platz” anschauen, wollen wir uns unbedingt auf eigene Faust das berühmte Kaufhaus “Gum” ansehen. Nach dem wir uns dort auch etwas gestärkt haben (wirklich Einkaufen kann man wegen der hohen Preise ohnehin nicht) kommen wir auf den direkt daneben liegenden “Roten Platz”. Leider ist ein Großteil des Platzes wegen den Vorbereitungen zur bevorstehenden Militärparade gesperrt. Aber wir haben heute ohnehin genug zu sehen bekommen und sind froh als wir wieder bei unseren Wohnmobilen angekommen sind.
Do. 16. August, Moskau, Russland (0 km)
Auch heute holt uns ein Bus mit der Fremdenführerin Luba um 9 Uhr ab und bringt uns zunächst zur neu errichteten Erlöserkirche. Es ist die bisher prunkvollste Kirche die wir bisher gesehen haben. Leider herrscht hier streng kontrolliertes Fotografierverbot. Die nächste Station ist das Neujungfrauenkloster mit dem direkt daneben liegenden Nowodewitschi-Friedhof. Auf diesem Prominenten-Friedhof sehen wir u.a. auch das Grab von Raissa Gorbatschow und Boris Jelzin. Der Bus bringt uns dann zur Aussichtsplattform nahe der Lomonossow-Universität. Bei dem leider etwas trüben Ausblick hat man doch eine Übersicht über die ganze Stadt, z.B. auf den Kreml und auf das Geschäftszentrum mit einem 612 m hohen Hochhaus.
Zum Abschluss werden wir zum Arbat im historischen Zentrum von Moskau gebracht, um ab hier den restlichen Tag nach eigenen Wünschen zu gestalten. In der Fußgängerzone Arbat gibt es neben vielen Kaffees, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten auch Maler und Musiker, die die Straße beleben. Am Ende der Straße stehen wir bald schon vor dem Kreml. Diesen müssen wir komplett umgehen, um schließlich am “Roten Platz” anzukommen.
Heute nutzt Barbara die Möglichkeit die Basilius-Kathedrale auch von innen anzuschauen. Von hier holt uns auch wieder der Bus ab
Fr. 17. August, Moskau - Bolschaja Lipowitza, Russland (497 km)
Schon um 7 Uhr brechen wir auf, um dem Moskauer Berufsverkehr zu entgehen. Innerhalb der Stadt läuft es noch relativ gut. Aber kaum haben wir den 10 spurigen MKAD (den Autobahnring) erreicht stehen wir im Stau. Obwohl die Standstreifen mit genutzt werden, geht es 2 h lang nur im Schritt-Tempo voran. Erst als wir die M4 erreicht haben geht es zügig weiter. Auf der sehr gut ausgebauten Autobahn fahren wir durch die hügelige Landschaft Richtung Süden. Allmählich weichen die Wälder den landwirtschaftlich genutzten Flächen. Dort wo gerade gepflügt worden ist sieht man, dass die Erde eine dunkle, fast schwarze Farbe hat. Ab der Gabelung von der M4 zur M6 hört der Spaß auf. Die Straße ist nur noch 2 spurig und überwiegend in schlechtem Zustand. Aber überall wird gebaut und es ist abzusehen, dass sich diese Situation bald ändern wird. Immer wieder sehen wir Unfälle, was bei den waghalsigen Überholmanövern kein Wunder ist. Bei dem kleinen Ort B.Lipowitza bekommen wir einen schönen Stellplatz auf einer Wiese am Waldrand. Ein Fahrzeug, das sich bei der Einfahrt im Schotter eingegraben hat, bekommen wir mit gemeinsamer Hilfe wieder frei. Die Bürgermeisterin kommt vorbei und schenkt uns Tomaten und Eier. Sie hat auch dafür gesorgt, dass über Nacht ständig eine Polizeistreife für unsere Sicherheit sorgt. Am Abend grillen Vitalij, Anatolij und Sergej für uns. Trotz ein paar Regentropfen wird es ein schöner Abend.
Sa. 18. August, Bolschaja Lipowitza - Rogozhin, Russland (305 km)
Die ganze Nacht hat es geregnet. Dann das noch: Der rechte Hinterreifen ist platt. Ich pumpe den Reifen mit dem Kompressor notdürftig auf, um wenigstens wieder auf die Straße zu kommen. Mit Hilfe von Peter und Anatolij wird das Rad gewechselt. Anatolij nimmt dann den kaputten Reifen mit zu einer Werkstatt. Wir dagegen fahren bei strömendem Regen weiter in Richtung Süden. Die Straße ist heute nicht besser als gestern. Hier südlich von Tambow sind aber keine Straßenbaumaßnahmen mehr zu erkennen. Inzwischen bekommen wir eine Ahnung von der Weite dieses Landes. Den ganzen Tag sehen wir keine nennenswerte Ortschaft entlang der M6.
Bei Straßenkilometer 765 biegen wir ab und kommen in das verschlafene Kosaken-Dorf Rogoshin. Bei der Schule bilden wir bei inzwischen schönem Wetter eine Wagenburg und bekommen schon bald Besuch von der neugierigen Dorfjugend. Da Barbara und Peter heute Geburtstag haben, gibt es zunächst eine kleine Geburtstagsfeier. Dann kommt ein Kosaken-Chor. Es wird gesungen und getanzt. Die beiden “Geburtstagskinder” werden auch von den Kosaken nochmals gesondert geehrt. In der Nacht sorgt auch heute wieder die örtliche Polizei für unsere Sicherheit.
So. 19. August, Rogozhin - Wolgograd (Stalingrad), Russland (246 km)
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir auf der M6 weiter Richtung Wolgograd. Der Straßenzustand wird nicht besser. Es gibt in der Gruppe ein paar kleine Fahrzeugschäden zu vermelden: ein abgerissener Außenspiegel, ein herunter gebrochenes Hubbett und ein verstopfter Rußpartikelfilter. Das Land wird immer flacher und die Temperatur immer höher. Von den Wäldern und den landwirtschaftlichen Nutzflächen ist bald schon nichts mehr zu sehen. Wir sind in der Steppenlandschaft angekommen. Der Markt findet am Straßenrand statt,
Kurz vor Wolgograd, bei einer Polizeistation treffen wir uns alle, um gemeinsam im Konvoi nach Rossoschka zu fahren. Dort am Soldatenfriedhof legen wir jeweils am russischen und deutschen Friedhof einen Kranz nieder. Auf dem Friedhof liegen heute 55.000 gefallene Soldaten begraben und jährlich werden noch die Gebeine von tausenden Soldaten in der Steppe gefunden. Uns allen wird bewusst wie unsinnig das Töten auf beiden Seiten des Krieges war. Auf dem Weg zum Stellplatz decken wir uns noch in einem Real-Supermarkt mit dem wichtigsten ein. Auf dem Stellplatz, einem Hotelparkplatz unweit des Beton-Denkmals “Mutter Heimat ruft” feiern wir an diesem Abend den Geburtstag von Thomas.
Mo. 20. August, Wolgograd (Stalingrad), Russland (0 km)
Am Morgen bringt uns ein Bus vom Hügel hinab in die mit 60 km längste Stadt Europas die am längsten Fluss Europas, der Wolga liegt. Während der Stadtführung erfahren wir viel über Kriegshelden, Frontlinienverläufe und Truppenbewegungen. Wir sehen die einzige Hausruine (eine alte Mühle) die man bewusst als Mahnmal hat stehen lassen. Alles scheint sich in Wolgograd noch immer um den Krieg zu drehen. Wir kommen auch zum Wolga-Ufer dem sich damals die deutschen Truppen nur bis auf 800 m nähern konnten. Da im 2. Weltkrieg alles zerstört wurde, gibt es hier keine historischen Gebäude zu besichtigen.
Zum Abschluss bringt uns der Bus zum Fuß des Mamajew Hügels. Von hier steigen wir langsam durch eine Pappel-Allee nach oben. Vorbei an Statuen und Gedenktafeln erreichen wir den “Saal des Soldatenruhmes” und können eine gut inszenierte Wachablösung mit erleben. Oben am Denkmal angekommen haben wir eine schöne Übersicht über die Stadt und den Fluß.
Di. 21. August, Wolgograd (Stalingrad) - Kopanovka, Russland (281 km)
Schon um 06:25 Uhr brechen wir auf, um dem Berufsverkehr weitgehend zu vermeiden. Die Fahrt über die 40 km lange Hauptstraße durch die Innenstadt wird durch die vielen Ampeln (nicht immer rechtzeitig zu erkennen), die unzähligen Schlaglöcher, ausgefahrene Fahrbahnen und die tief stehende Sonne zu einer Herausforderung. Nach 90 Min. haben wir es geschafft und wir fahren wieder auf der M6 weiter nach Süden. Die Straße ist in einem guten Zustand und es herrscht nur wenig Verkehr. In der ebenen Steppe ist oft bis zum Horizont weder Baum noch Strauch zu sehen.
Da uns heute genügend Zeit zur Verfügung steht, können wir auch erholsame Pausen einlegen. In den wenigen Ortschaften die ihre Äcker mit dem Wasser der Wolga bewässern können, wird allerlei Gemüse angebaut, das am Straßenrand verkauft wird. Je weiter wir nach Süden kommen, um so stärker wird der Wind der über die flache Steppe fegt. Am Mittag erreichen wir unserem Stellplatz direkt am Wolga-Ufer nahe dem Dorf Kopanovka . Nur wenige Kilometer hinter dem gegenüberliegenden Ufer verläuft schon die Grenze zu Kasachstan. Den Nachmittag haben wir zur freien Verfügung.
Abends besucht uns eine Kosaken-Gruppe die uns mit einem Theaterstück und Gesang unterhält. Danach können wir das einheimische Essen u.a. mit Fischsuppe und geräuchertem Stör genießen. Bei anhaltendem Sturm und einsetzendem Regen beenden wir zu später Stunde das gemütliche Beisammensein.
Mi. 22. August, Kopanovka, Russland (0 km)
Den heutigen freien Tag hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Von der brütenden Hitze die hier noch vor wenigen Tagen herrschte, ist nichts mehr zu spüren. Bei kaltem Wind, aber nur leicht bewölktem Himmel, klettert das Thermometer am Vormittag gerade mal auf 15 Grad. So bleibt uns Zeit für einen “Hausputz”, Wäsche waschen, kleine Reparaturen am Fahrzeug, Bilder aussortieren, Reisetagebuch schreiben oder einen kleinen Spaziergang am Ufer entlang. Unsere Angler in der Reisegruppe zieht es sogar bei diesem Wetter hinaus auf die Wolga.
Do. 23. August, Kopanovka - Astrachan, Russland (168 km)
Erst zur Mittagszeit fahren wir weiter nach Astrachan. Es ist anfangs immer noch kühl, aber wenigstens haben wir wir einen blauen Himmel. Je weiter wir nach Süden kommen, um so spärlicher wird die Vegetation. Es wundert uns also nicht, als am Straßenrand Kamele auftauchen. Die große Polizeistation kurz vor Astrachan können wir ungehindert passieren. Als wir auf unserem Stellplatz, einem Hotelparkplatz direkt an der Uferpromenade ankommen, herrschen schon wieder sommerliche Temperaturen. Wir haben in dieser Stadt mit rund 520.000 Einwohnern den östlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Am späten Nachmittag starten wir zu einer Bootsfahrt auf der Wolga.
Interessanter wird der anschließende Spaziergang über die Uferpromenade. Je später der Abend, um so mehr pulsiert hier das Leben. Auch wir sitzen noch lange zusammen und genießen den lauen Sommerabend.
Fr. 24. August, Astrachan - Steppe, Russland/Kalmückien (245 km)
Am Morgen werden wir von einer Stadtführerin abgeholt und wir gehen in die Innenstadt von Astrachan. Vorbei am Schwanensee und dem Leninplatz kommen wir zum Kreml mit der Dreifaltigkeits- und Mariä-Entschlafungs-Kathedrale. Nach dessen Besichtigung gehen wir noch durch die alte Hauptstraße der Stadt. Die sechs Moscheen im moslemischen Teil von Astrachan lassen wir aus, denn schon müssen wir weiter, ab jetzt in Richtung Westen.
Durch die uns inzwischen vertraute Steppe, vorbei an Dünen und Salzseen, erreichen wir schon bald die offene Grenze zur autonomen Republik Kalmückien. Wenige Kilometer weiter biegen wir von der Straße ab und bilden mitten in der Steppe eine “Wagenburg”. Der Sonnenuntergang und der Sternenhimmel hier in der Einsamkeit werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Sa. 25. August, Steppe - Elista, Russland/Kalmückien (172 km)
Am Vormittag fahren wir nach Elista, der Hauptstadt Kalmückiens. Die Straße ist relativ gut und je näher wir Elista kommen, um so grüner wird es. Sogar einzelne Bäume tauchen am Straßenrand auf. Unser Stellplatz liegt auf einem Parkplatz des Siedlungs-Komplexes City Chess, der extra zur Schach-Weltmeisterschaft 1998 gebaut worden war. Da sich auch das Standesamt hier befindet, können wir eine Hochzeitsgesellschaft nach der anderen bei ihren Fototerminen beobachten.
Am Nachmittag bei Temperaturen über 30 Grad werden wir von einem Bus zu einer Stadtbesichtigung abgeholt. Zuerst geht es zu einer kleinen buddhistischen Kapelle, dann zum Druschba-Park. Hier wird vor allem an die Vertreibung der Kalmücken von 1944 bis 1957 nach Sibirien gedacht. Anschließend besuchen wir den Lenin-Platz mit einem Großschachbrett und der Sieben-Tage-Pagode in der sich eine große Gebetsmühle befindet. Abschluss unserer Stadtbesichtigung ist der 2005 errichtete buddhistische Tempel mit einer 9 m hohen Buddha-Statue.
Bei der Stadtbesichtigung erfahren wir viel über die Geschichte der Kalmücken, die im 16. Jahrhundert aus Zentral-Asien eingewandert waren und die heute die einzige europäische buddhistische Religionsgemeinschaft bilden.
Am Abend treffen sich an unserem Stellplatz zahlreiche Jugendliche die sich gegenseitig ihre umgebauten Fahrzeuge vorführen. Qualmende Reifen, dröhnende Lautsprecher und .... schon bald ist die Polizei vor Ort und bereiten zumindest dem Fahrvorführungen ein Ende.
Die westlich orientierten Jugendlichen sind neugierig und suchen den Kontakt zu uns. Erst ziemlich spät kehrt Ruhe auf dem Platz ein.
So. 26. August, Elista - Maikop, Russland/Adygeja (515 km)
Heute werden wir nur auf der Straße unterwegs sein. Schon ab 6 Uhr brechen wir einzeln oder in kleinen Fahrzeuggruppen auf. Mit Überquerung des Flusses Manytsch verlassen wir Kalmückien und kommen ins Stavropoler Gebiet. Bald tauchen die ersten landwirtschaftlich genutzten Flächen auf, es kommen immer mehr Bäume dazu und es wird auch hügeliger. Die Dörfer machen einen gepflegten Eindruck. Die Straßen sind, wie bisher fast überall im Süden Russlands, in einem guten Zustand. Immer wieder entdecken wir Steppenadler am Himmel. Wir umfahren Stavropol und folgen immer der M29. Nach Labinsk kommen wir in die autonome Republik Adygeja. Schließlich erreichen wir südlich von Maikop in den bewaldeten Ausläufern des Kaukasus-Gebirges unseren Stellplatz auf der Wiese eines großen Bauernhofs.
Mo. 27. August, Maikop , Russland/Adygeja (0 km)
Heute müssen wir mal nicht selbst fahren. Wir werden von einem Bus abgeholt der uns hinauf ins Kaukasus-Gebirge bringt. Wir besuchen in ca. 1.500 m Höhe die Asischskaja-Tropfsteinhöhle. Auf dem Weg dort hinauf kommen wir in brütender Hitze an vielen Souvenir-Ständen vorbei, haben aber auch immer wieder eine schöne Aussicht in die Weite des Kaukasus.
Am späten Nachmittag besucht uns am Stellplatz eine adygeische Kindergruppe. Es wird gesungen und getanzt. Auch wir Reisemobilisten werden in manche, zum Teil moderne Tänze mit eingebunden. Am Abend feiern wir zusammen das “Bergfest”, d.h. die Hälfte der gemeinsamen Reisezeit ist erreicht. Das Essen haben die Frauen des Dorfes Timirjazewo für uns zubereitet.
Di. 28. August, Maikop - Agoi, Russland (168 km)
Auf unserer Weiterfahrt zum Schwarzen Meer entdecken wir zunächst zahlreiche Rinderherden, bevor es durch dichte Wälder weitergeht.
Hier besuchen wir aus persönlichen Gründen den Soldatenfriedhof Krasnodar-Apscheronsk. Mit Hilfe von Oleg treffen wir uns an der Straßenabzweigung zum Friedhof mit einem Vertreter des “Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge”. Wir bekommen viele Informationen über den erst im Jahr 2008 eingeweihten Soldatenfriedhof und finden auch auf einer Stehle den von uns gesuchten Namen. In Apscheronsk können wir noch Blumen besorgen lassen, die wir an den Gräbern niederlegen. Wir sind beeindruckt von dem was der “Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge” hier leistet.
Anschließend fahren wir alleine weiter hinein in die bewaldeten Berge des Kaukasus. Die von mir vormals gelobten Straßen in Südrussland finden wir hier nicht mehr vor. Die Straße über Chadyzhensk in Richtung Agoi kann nur im Slalom zwischen den vielen Schlaglöchern bewältigt werden. Sogar die Polizei drückt ein Auge zu wenn man beim Ausweichen die durchgezogene Linie überfährt. Die Krönung von allem ist die Überquerung des Passes ab Straßenkilometer 95. Die staubige Schotter-Piste mit vielen Serpentinen, einigen Engstellen, kleinen Baustellen, und vielen Schlaglöchern können wir stellenweise nur im Schritttempo befahren. Bei dieser Straße haben wir kaum einen Blick für die schöne Landschaft. Bei Tuapse kommen wir am Schwarzen Meer an. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis Agoi, wo wir nur 500 m vom Meer entfernt unseren Stellplatz finden.
Mi. 29. August, Agoi, Russland (0 km)
Für heute ist eigentlich ein Badetag eingeplant. Aber morgens starker Wind und Regen, später dann hoher Wellengang, lassen daraus nichts werden.
Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus in den Sotschi-Nationalpark. Unterwegs haben wir die Möglichkeit einen der vielen in ganz Europa gefundenen Dolmen zu besichtigen. Es handelt sich um Bauwerke der so genannten Megalithkultur. Im Asche-Tal gibt es noch eine Wein- und Käse-Probe. Dann fahren wir mit alten allradgetriebenen Militär-Lastwagen in den Nationalpark. Das Ziel ist ein Wasserfall zu dem wir zu Fuß hinaufsteigen. Auf dem Rückweg müssen wir über eine schwankende Hängebrücke. Auf der anderen Flussseite warten schon die Lkws mit denen wir querfeldein und mitten durch den Fluss zurück zum Ausgangspunkt holpern.
Dort erwartet uns zunächst ein Abendessen und dann bekommen wir auf einer Bühne temperamentvolle Tänze zu sehen. Es ist schon fast Mitternacht als uns der Bus wieder in Agoi abliefert.
Do. 30. August, Agoi, Russland (0 km)
Da es heute keinen speziellen Programmpunkt gibt, gehen wir erst mal in die Stadt zum Einkaufen und finden dabei auch einen “Subway” in dem wir endlich mal wieder ins Internet können.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Ausspannen. Aber auch die üblichen Tätigkeiten im und am Wohnmobil müssen heute sein. Am Abend beim Meeting gibt es noch wichtige Informationen zum morgigen komplizierten Grenzübergang von Russland in die Ukraine. Einige Reiseteilnehmer klagen über Magen-/Darm-Beschwerden. Hoffentlich sind morgen wieder alle fahrbereit.
Fr. 31. August, Agoi - Kertsch, Russland, Ukraine/Krim (307 km)
An userem letzten Tag in Russland führt uns die Küstenstraße in Richtung Norden. Bergauf und bergab schlängelt sich die Straße über viele Serpentinen, mal an der Schwarzmeerküste entlang, mal bringt sie uns wieder ein Stück ins Landesinnere. Kurz vor Noworossijsk haben wir von einer Aussichtsplattform eine tolle Aussicht auf das Meer, auf die Stadt und die felsige Küste. Die Fahrt durch die Industriestadt Noworossijsk fordert noch einmal unsere ganze Aufmerksamkeit.
Dann geht es locker weiter bis Port Kawkaz. Die Landschaft ist hier relativ flach und es wird viel Wein angebaut. Die Straße ist rechts und links von Verkaufsständen gesäumt, an denen vorwiegend Melonen verkauft werden.
Vor der Grenzabfertigung sammeln wir uns, um gemeinsam den Grenzübertritt und die Fährüberfahrt durchzuführen. Wie erwartet wird es eine langwierige Prozedur. Nach über 3 h ist endlich die russischen Grenz- und Zoll-Abfertigung beendet. Dann warten wir 1,5 h bis die Fähre ablegt. Die Überfahrt mit der kleinen Fähre nach Kertsch dauert lediglich 30 Min. Jetzt beginnt die Grenz- und Zoll-Abfertigung in der Ukraine. Diese dauert erfreulicherweise nur 30 Min. Dann werden wir in der Ukraine, in der autonomen Republik Krim willkommen geheißen. Es ist bereits dunkel geworden als wir den Parkplatz am Hafen für die Übernachtung anfahren. Wir sind wieder in einer neuen Zeitzone und müssen die Uhr 1 h zurückstellen.
Die Magen-Darm-Erkrankungen scheinen bei einigen noch nicht ausgestanden zu sein. Ein Reiseteilnehmer musste noch in Russland kurzzeitig ein Krankenhaus aufsuchen. Ratschlag der Ärztin: “Bei den ersten Anzeichen ein Glas Wodka mit 1 Teelöffel Salz trinken.” Na dann, ‘sa sdorowje’
Sa. 1. September, Kertsch - Jalta, Ukraine/Krim (279 km)
Unseren ersten Tag in der Ukraine beginnen wir mit Geld eintauschen und Lebensmitteleinkauf. Die ersten Kilometer von Kertsch nach Feodosia führt uns durch eine fast menschenleere flache Landschaft. Über Koktebel und Sudak geht es dann immer in Küstennähe in die Berge. Die schmale kurvenreiche Straße bietet uns auch immer wieder einen schönen Blick auf das Schwarze Meer. Die kleinen Badeorte durch die wir kommen sind mit einheimischen Urlaubern ziemlich überfüllt. Die Fahrt durch diese grandiose Landschaft gefällt uns.
Nach dieser dann doch anstrengenden Fahrt sind wir froh als wir am Abend im mondänen Jalta ankommen. Die Zufahrt zum Stellplatz bei einem großen Hotelkomplex führt über eine sehr schmale, extrem kurvenreiche und mit Bäumen bewachsene Straße. Nochmals eine Herausforderung für unsere besonders großen Wohnmobile in der Gruppe.
So. 2. September, Jalta, Ukraine/Krim (0 km)
Nach einem kurzen Spaziergang vom Stellplatz zur nahegelegen Promenade (mit Strand) werden wir zur Stadtbesichtigung von einem Bus abgeholt. Dieser bringt uns zunächst zum Livadija-Palast. Hier wurde 1945 in der “Konferenz zu Jalta” von den Siegermächten die Neuordnung Europas festgelegt. Wir stehen vor dem runden Tisch an dem Roosevelt, Churchill und Stalin ihre Verhandlungen geführt hatten.
Das nächste Ziel ist das “Schwalbennest”, ein markantes Schlösschen das von einem deutschen Industriellen an der Felsenküste erbaut wurde.
Den Mittag verbringen wir an der Promenade von Jalta. Hier flaniert man, um zu sehen und gesehen zu werden.
Zum Abschluss fahren wir zur weltbekannten Massandra-Kellerei. Hier bekommen wir eine interessante Kellerei-Besichtigung mit anschließender Weinprobe geboten. Die Weine sind fast alle sehr süß (für uns zu süß) und haben einen hohen Alkoholgehalt.
Mo. 3. September, Jalta - Sewastopol, Ukraine/Krim (109 km)
Der fakultative Ausflug zum Berg Ai Petri findet mangels Teilnehmern leider nicht statt. Aber dafür können wir ausschlafen und haben mehr Zeit, um uns auf die Weiterfahrt nach Sewastopol vorzubereiten. Bevor wir abfahren bekommen wir Kontakt zu einem jungen englisch sprechenden Russen aus Novosibirsk, der hier mit seinen Freunden mit dem Zelt unterwegs ist. Von ihm bekommen wir einige interessante Informationen über seine Heimatstadt in Sibirien.
Anstatt die ganze Strecke auf der gut ausgebauten Küstenstraße H19 zu fahren, biegen wir in Foros zum Bajdarskij-Pass ab. Die Serpentinenstraße ist eng, aber im guten Zustand. Dabei kommen wir an einer spektakulär gelegenen Kirche vorbei und haben von hier, so wie auch immer wieder unterwegs, eine tolle Aussicht auf das Meer und die Felsenküste. Bei Inkerman biegen wir von der Hauptstraße ab und finden am Strand von Utschkujewka den Campingplatz auf dem wir die nächsten 2 Nächte stehen werden.
Wir wollen uns erst einmal einen Überblick verschaffen und spazieren vorbei an vielen Verkaufsständen hinüber zum Strand. Am Abend lassen wir uns natürlich den Sonnenuntergang nicht entgehen. Trotz lauter Musik aus einer nahegelegenen Diskothek können wir in der Nacht recht gut schlafen.
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Di. 4. September, Sewastopol, Ukraine/Krim (0 km)
Um 9 Uhr starten wir mit dem Bus zur Stadtbesichtigung nach Sewastopol. Da wir die Nord- und Süd-Bucht komplett umfahren müssen, benötigen wir hierzu 1 h. Nach einer kurzen Besichtigung der Reste der alten Befestigungsanlage besuchen wir das Panorama. Hier wird eindrucksvoll und realitätsnah die Verteidigung der Stadt im Krim-Krieg (1853-1856) dargestellt.
Nach der anschließenden kurzen Stadtbesichtigung bummeln wir noch eine Weile an der Promenade entlang. Viel mehr hat das Zentrum von Sewastopol nicht zu bieten.
Dann holt uns ein Boot ab, mit dem wir zunächst eine Hafenrundfahrt machen. Bei dieser Rundfahrt kommen wir an vielen Buchten vorbei, in denen Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte vor Anker liegen. Abschließend bringt uns das Boot zum Nordufer der Nord-Bucht von wo es in nur ein paar Minuten mit Klein-Bussen zum Campingplatz zurückgeht.
Mi. 5. September, Sewastopol - Cherson, Ukraine (344 km)
Eigentlich soll es heute ein reiner Fahrtag werden. In Bachtschissaraj, der Hochburg der Krimtataren, besuchen wir zunächst in eigener Regie den Khan-Palast.
Von einem Einheimischen bekommen wir den Hinweis, dass in 1000 m Entfernung eine schöne Aussichtsplattform sei. Zu fünft beschließen wir dorthin zu gehen. Nach weit über 1 km endet allerdings die Straße und zu sehen ist nicht viel. Zum Glück ist Oleg mit dabei und kann eine vorbeikommende Frau nach dem Weg fragen. Da es noch mehr als 5 km in die Berge weitergeht, organisiert sie für uns einen Geländewagen. Mit diesem fahren wir bis zur Abbruchkante eines Plateaus von dem wir eine atemberaubende Aussicht genießen können. Auf dem Rückweg nutzen wir die Gelegenheit und machen noch einen Abstecher zu den Ruinen der Höhlenstadt Tschufut-Kale.
Wieder im Tal, fahren wir mit den eigenen Fahrzeugen weiter nach Norden. Im Dorf Woikowe werfen wir noch einen Blick auf eine schöne Kirche und fahren danach in die flache Steppe der Nord-Krim. Kaum haben wir die Brücke über den Dnepr passiert, kommen wir im Zentral-Stadion “Kristall” von Cherson an. Hier mitten im Stadion haben wir heute Nacht einen sicheren bewachten Stellplatz.
Do. 6. September, Cherson - Odessa, Ukraine (228 km)
Auch heute Vormittag ist nur Fahren angesagt. Mal ist die Straße zweispurig, mal vierspurig, mal im schlechten und mal im guten Zustand. Da wir die Städte Mikolajiw und Odessa größtenteils durch wenig attraktive Vororte umfahren können, sind wir schon zur Mittagszeit auf unserem Stellplatz in einem Autopark einige Kilometer nördlich von Odessa.
Am Abend fahren wir gemeinsam in die Oper. Empfangen werden wir vor dem Haus mit Hakenkreuzfahnen und Soldaten in Wehrmachtsuniform. Aber es handelt sich nur um Drehaufnahmen für einen Film. In der prunkvoll ausgestatteten Oper hören wir zunächst ein Konzert von Mozart. Nach der Pause folgt noch der Einakter von Puschkins “Mozart und Salieri”.
Fr. 7. September, Odessa, Ukraine (0 km)
In der Nacht werden wir von zahlreichen Stechmücken geplagt. Aber das ist schnell wieder vergessen, als wir am Vormittag bei schönstem Wetter mit dem Bus zur Stadtbesichtigung nach Odessa aufbrechen. Wir starten mit der Besichtigung an der verbauten Schwarzmeerküste und kommen dann ins Stadtzentrum. Ihre Glanzzeiten hat die Stadt längst hinter sich. Nur an einigen Plätzen und in der Einkaufs- und Marktstraße Preobrazhenskaja ul ist noch etwas von der alten Pracht zu spüren. Schön sind die vielen Parks und die Baumreihen die wir in jeder Straße antreffen. Dass es vielen Menschen wirtschaftlich nicht besonders gut geht ist nicht zu übersehen.
Sa. 8. September, Odessa - Kiew, Ukraine (476 km)
Wir können es kaum fassen. Es gibt eine durchgehende Autobahn bis nach Kiew, ab Umal leider in keinem sehr guten Zustand. Je weiter wir nach Norden kommen, um so grüner wird es. Allerdings wird es auch merklich kühler. Kurz vor Kiew nimmt der Verkehr stark zu und auf der Umgehungsstraße stehen wir im Stau. Bevor wir in den Campingplatz in einem Wald westlich der Stadt einfahren, haben wir noch die Möglichkeit in einem der großen modernen Einkaufszentren einzukaufen. Trotz der zahlreichen Stechmücken sitzen wir abends noch in einer kleinen lustigen Runde mit Wein und Wodka zusammen.
So. 9. September, Kiew, Ukraine (0 km)
Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, ist einer Stadt der Kirchen. Dementsprechend sieht auch unser heutiges Besichtigungsprogramm aus. Wir starten mit der Wladimir-Kathedrale in der gerade das kirchliche Oberhaupt der ukrainischen orthodoxen Kirche einen Gottesdienst hält. Am großen Sophien-Platz können wir die Sophien-Kathedrale und die St. Michaels Kathedrale besuchen. Von der Andreas-Kathedrale, die auf einer Anhöhe steht, haben wir auch einen schönen Ausblick über die Stadt.
Die Mittagspause, die jeder für sich gestalten kann, nutzen wir um uns das Zentrum von Kiew näher anzusehen Auf unserem Spaziergang ab dem Yevropeis’ka Platz kommen wir zunächst auf den zentralen Platz Majdan Nesaleschnosti mit dem Unabhängigkeitsdenkmal. Ab hier gehen wir weiter auf der Khreschatyk-Straße die sonntags für den Autoverkehr gesperrt ist und von den Menschen gerne als Flanier-Meile genutzt wird. Mehrfach werden wir freundlich von den Menschen angesprochen als sie bemerken, dass wir aus Deutschland kommen. Wir gehen bis zur Markthalle, wo auch heute am Sonntag ein reichhaltiges Lebensmittelangebot ausgelegt ist.
Am Nachmittag führt uns die offizielle Stadtbesichtigung zum Höhlenkloster (Lavra).Dieser riesige orthodoxe Kloster-Komplex ist teilweise oberirdisch, aber auch in darunter liegenden Höhlen angelegt. In diesem UNESCO-Weltkulturerbe beenden wir unser Besichtigungsprogramm.
Später trifft sich die ganze Reisegruppe in einer Gaststätte neben dem Campingplatz zu einem ukrainischen Abend. Begrüßt werden wir mit Wodka, Brot und Salz. Bei ukrainischer Musik, reichhaltigem typisch ukrainischem Essen und viel Wodka wird noch bis spät in die Nacht getanzt.
Mo. 10. September, Kiew, Ukraine (0 km)
Heute Morgen müssen wir zum ersten Mal im Wohnmobil heizen. Den Tag kann jeder nach eigenen Wünschen gestalten, Während ich mir einen ruhigen Tag auf dem Stellplatz gönne, zieht es Barbara nochmals mit einer Gruppe gleich gesinnter in die schöne Stadt Kiew. Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist kein Problem. Bei einem individuellen Stadtrundgang kommt man auch zu Plätzen die bei offiziellen Stadtrundfahrten nicht angefahren werden.
Di. 11. September, Kiew - Dubno, Ukraine (369 km)
Ab jetzt fahren wir nur noch in Richtung Westen. Obwohl wir erst um 10 Uhr starten erreichen wir bereits am frühen Nachmittag auf teils neuen sehr guten Straßen (Dank Fußball-Europameisterschaft 2012) unser Zwischenziel auf dem Weg nach Lemberg. Bei sommerlich warmen Temperaturen genießen wir den Rest des Tages auf unserem Stellplatz im kleinen Stadion von Dubno. Doch am Abend flüchten wir vor den Stechmücken in unsere Wohnmobile.
Mi. 12. September, Dubno - Lviv (Lemberg), Ukraine (198 km)
Erst mal wird Uta herzlich zum Geburtstag gratuliert. Dann fahren wir bei schönstem Wetter, über weiterhin sehr guten Straßen durch eine abwechslungsreiche Landschaft bis nach Olesko. Nach etwas suchen finden wir dort das kleine Schloss, das wir mit der ganzen Gruppe besichtigen. Allerdings hat das Schloss weder außen noch innen wirklich viel zu bieten.
Zur Mittagszeit fahren wir das kurze Stück nach Lemberg, wobei wir auch ein letztes Mal den Tank mit günstigem Diesel (umgerechnet 1,- EUR / Liter) füllen. Nahe der Umgehungsstraße von Lemberg bei einem Hotel neben der Pferde-Rennbahn und nicht weit vom neuen Stadion steuern wir unseren Stellplatz für die nächsten zwei Tage an.
Do. 13. September, Lviv (Lemberg), Ukraine (0 km)
Die Stadtbesichtigung von Lemberg beginnen wir mit der Georgs-Kathedrale. Dann folgt eine Stadtrundfahrt mit dem Bus, der uns auch zum Fuß des Schlossbergs bringt. Nach dem Aufstieg haben wir eine schöne Aussicht über die Stadt.
Die Mittagszeit haben wir zur freien Verfügung und nutzen die Zeit für einen gemütlichen Stadtbummel über die Plätze und durch die Gassen. Nach der anschließenden Stadtführung sind wir ziemlich müde und froh als wir wieder am Wohnmobil zurück sind.
Nach einer kurzen Ruhepause starten wir mit mehreren Taxen zu unserem Farewell-Dinner. Bei sehr schöner Musik vom Bandura Goldkehlchen-Quartett, gutem Essen (und viel Wodka) und anschließendem Tanz verbringen wir unseren letzten gemeinsamen Abend in der Reisegruppe.
Fr. 14. September, Lviv (Lemberg), Ukraine (0 km)
Gut dass wir heute ausschlafen können. Erst von den vorbei galoppierenden Pferden werden wir geweckt. Bei leichtem Nieselregen verabschieden sich schon die ersten Reiseteilnehmer und wollen die Rückreise über Polen in eigener Regie durchführen. Wir bleiben noch da und nutzen die Zeit zum Aufräumen, Einkaufen und Planung der Rückreise. So habe ich auch Zeit mich um meine Internetseite zu kümmern, die aus unerfindlichen Gründen auf dem Server gelöscht wurde.
Sa. 15. September, Lviv (Lemberg) - Krakau, Ukraine, Polen (347 km)
Im lockeren Verband fahren wir bis zur polnischen Grenze wo wir uns für den gemeinsamen Grenzübergang sammeln. Es ist nebelig, nass und kalt. Vor der Grenzabfertigung verabschieden wir uns von Oleg und dem Begleit-Team, die alle zusammen eine hervorragende Arbeit geleistet haben. Die ukrainischen und polnischen Grenzformalitäten bringen wir nach ca. 2,5 h hinter uns.
Dann hat die EU uns wieder und wir können auch wieder die Uhr auf mitteleuropäische Sommerzeit umstellen. Schon kurz hinter der Grenze nimmt die Bebauungsdichte stark zu und entsprechend steigt auch die Dichte des Autoverkehrs. Auch wenn das Navi uns immer wieder auf die noch nicht fertig gestellte Autobahn schicken will, müssen wir doch noch bis kurz vor Krakau auf der E40 durch viele Ortschaften fahren. Die ständigen Geschwindigkeitsbegrenzungen von 50 km/h bzw. 70 km/h lassen uns erst am Nachmittag bei wieder schönem Wetter auf einem richtigen komfortablen Campingplatz in Krakau ankommen. Dank guter WLAN-Anbindung kann ich am Abend auch meine Homepage wieder aktivieren.
So. 16. September, Krakau, Polen (0 km)
Ab heute müssen wir unsere Aktivitäten wieder selbst organisieren. Mit dem Bus begeben wir uns in einer kleinen Gruppe in die Stadt. Bis zur Altstadt von Krakau gehen wir ein Stück an der Weichsel entlang und haben schon bald das Königsschloss Wawel auf der gleichnamigen Anhöhe vor uns. Doch zuvor gehen wir durch die Gassen der Altstadt und bestaunen die prächtigen Bürgerhäuser, Kirchen und Paläste. Auf dem riesigen Hauptmarkt spielen Musikgruppen, findet ein Flohmarkt statt, kann man gut in den Straßen-Cafes essen und es herrscht allgemein eine lockere Atmosphäre. Zum Abschluss steigen wir noch zum Wawel hinauf, genießen die Aussicht und begeben uns dann auf den Rückweg zum Campingplatz. Wir haben noch lange nicht alles von Krakau gesehen, aber diese Stadt ist einen nochmaligen Besuch wert.
Mo. 17. September, Krakau - Oberlausitz, Polen, Deutschland (485 km)
Da wir uns schon am Vorabend von den noch verbliebenen Reiseteilnehmern verabschiedet hatten, können wir heute Morgen schon frühzeitig nach Auschwitz aufbrechen. Auf dem Weg dorthin wird uns bewusst, dass es Herbst wird, denn die ersten Laubbäume verlieren ihre braunen Blätter. Da wir schon sehr früh im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz I ankommen, haben wir das ganze Gelände fast für uns allein und können uns ungestört in den einzelnen Baracken über dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte informieren. Als der schnell anwachsende Besucherstrom eine individuelle Besichtigung kaum noch zulässt, fahren wir weiter Richtung Deutschland.
Über die überraschend gut und großzügig ausgebaute mautpflichtige Autobahn geht es zügig über Kattowitz und Breslau bis kurz vor die Grenze. In einem Supermarkt wollen wir die restlichen Zloty ausgeben. Während Barbara einkauft bleibe ich in der Nähe des Wohnmobils. Schon nach wenigen Minuten erscheinen drei zwielichtige Typen und beginnen die Frontscheibe zu putzen. Auch wenn diese zugegebenermaßen eine Reinigung vertragen konnte, mache ich den Typen klar, dass ich das nicht wünsche. Es wird unbeirrt weiter geputzt und der Chef der Bande taucht auf, wohl um mich abzulenken. Während ich auch ihm erkläre, dass hier putzen unerwünscht ist, bemerke ich, dass einer während des Putzens der Seitenscheibe versucht die Tür zu öffnen. Jetzt reicht es und ich schicke die vier weg. Statt zu gehen verlangen sie Geld für das Putzen. Das lehne ich ab. Nach einigem Geschimpfe und Bespucken des Wohnmobils geben sie auf und suchen ein neues Opfer. Ziemlich verärgert über diesen einzigen negativen Vorfall auf der ganzen Reise brechen wir auf Richtung Oberlausitz in Deutschland.
Zur Übernachtung steuern wir wieder den Stellplatz in Hohendubrau an, den wir bereits bei Reiseantritt genutzt hatten. Am Abend freuen wir uns, als noch Gisela und Wilfried aus der Russland-Reisegruppe am Platz eintreffen. Ein röhrender Hirsch lockt uns in das Wildgehege im Wald und wir können dort zwei kämpfende Hirsche beobachten. Es scheint sich aber eher um eine Trainingseinheit für die anstehende Brunftzeit zu handeln.
Di. 18. September, Rückreise von der Oberlausitz, Deutschland (587 km)
Bei schönstem warmen Wetter brechen wir am Vormittag zu unserer Heimreise auf. Ohne Stau kommen wir zügig voran. Auf der Fahrt müssen wir feststellen, dass der Straßenzustand so mancher Autobahnabschnitte in Deutschland auch nicht mehr besser ist, als so manche Wegstrecke in Osteuropa. Am späten Nachmittag kommen wir wohlbehalten zu Hause an.
Im Herbst sind noch einige Fahrten in den Süd-Schwarzwald und in den Pfälzer-Wald geplant, bevor wir die diesjährige Reise-Saison beenden.
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