Schon Ende 2017 beginnen wir mit den Vorbereitungen zu dieser ungewöhnlichen Reise. Wir lassen Gesundheits-Checks und Impfungen durchführen, erweiterte Auslandskrankenversicherungen werden abgeschlossen, ein zweiter Reisepass und ein Internationaler Führerschein beantragt, ein zweites Smartphone angeschafft, VISA-Karte der DKB besorgt (gebührenfrei im Ausland), Karten für die Navigationssoftware heruntergeladen, Reiseführer gewälzt, Internetrecherchen durchgeführt, kyrillische Schrift erlernt, Reiseapotheke zusammenstellen lassen, Zeitung abbestellt, die Umleitung der Post beantragt, für die Versorgung des Hauses gesorgt, Familie, Freunde und Bekannte informiert. Die komplizierte Beschaffung des Visums der einzelnen Länder übernimmt die Fa. “Abenteuer Osten”, die uns auch auf der Reise mit einem Reiseleitungs-Team unterstützen wird.
Aber auch unserem Wohnmobil gilt unser besonderes Augenmerk, denn es soll uns für 4 Monate, auf zum Teil unwegsamen Gelände, ohne größere Probleme wieder nach Hause bringen. Bei unserem Reisemobilhersteller Fa. Woelcke wird ein Abschlepp-Haken am Heck angebracht und bei Fa. Goldschmitt eine Luftfederung für die Hinterachse eingebaut. Im Peugeot-Autohaus schaut man mich nur ungläubig an, als ich von meinem Vorhaben erzähle. Ein Kundendienst wird durchgeführt, aber besondere Ratschläge für diese Reise kann man mir keine geben. Eine Kiste mit Werkzeug, Ersatzteilen und Reparaturmaterial wird gefüllt, ein Kunststoff-Unterfahrschutz selbst montiert und für alle zu bereisenden Länder eine Auslandsbestätigung der Autoversicherung beantragt.
Dann beginnt das große Einräumen des Wohnmobils. Kleidung, Lebensmittel, Medikamente, Wasch- und Putzmittel, Literatur, Fotoausrüstung, Akku-Laderäte u.v.m. Was muss mit, was kann mit, was braucht man nicht unbedingt? Am Schluss ein banger Blick auf die Anzeige der Kraftfahrzeug-Waage: Hurra, wir bleiben doch tatsächlich unter dem Zulässigen Gesamtgewicht von 3.5 Tonnen. Dann kann es ja losgehen.
26.-31. Mai, Anreise über Polen und Litauen nach Riga in Lettland
(zum Öffnen der Bildergalerie pro Reiseabschnitt, bitte auf eines der Bilder klicken)
Von unserem ersten Übernachtungsplatz in der Oberlausitz erreichen wir schon bald Polen und sind über die neuen und gut ausgebauten Autobahnen erfreut. Allerdings sind auf unserer Strecke die Maut-Stationen bereits im Bau. Kurz hinter Warschau finden wir einen schönen ruhigen Stellplatz an einem See. Obwohl hier die Wohnmobildichte auf den Straßen noch überschaubar ist, begegnen uns am nächsten Tag 4 Wohnmobile mit chinesischen Kfz-Kennzeichen!
In Litauen sind die Autobahnen teilweise noch im Bau, aber über die gut ausgebauten Landstraßen können wir bereits am frühen Nachmittag einen Campingplatz in Kaunas ansteuern.
Am 4. Tag führen uns gute Landstraßen in Lettland, mit vielen Geschwindigkeitskontrollen, bis nach Riga zum Campingplatz auf der Flussinsel. Hier haben wir schon mal Gelegenheit die anderen Reiseteilnehmer kennen zu lernen
1.-15. Juni, Russland, europäischer Teil
Um nach Russland einreisen zu können, müssen wir zunächst nach Estland. Die estnische Zollabfertigung verläuft zunächst etwas chaotisch. Dafür ist der russische Zoll gut durchorganisiert, auch wenn man selbst nicht weiß, mit welchen Zetteln und Dokumenten man sich wo anstellen muss. Unser erster Übernachtungsplatz in Russland liegt am Peipusssee (sieben mal größer als der Bodensee). Von hier fahren wir am nächsten Tag gemeinsam mit dem Bus zur Stadtbesichtigung nach Pskow, eine der ältesten Städte Russlands. Der weitere Weg führt uns über gut ausgebaute Straßen durch eine dünn besiedelte waldreiche Landschaft. Nach einer Zwischenübernachtung am Derbowezh-See geht es auf direktem Weg Richtung Moskau.
Je näher wir Moskau kommen, um so breiter werden die Straßen. Über teilweise 10 spurige Autobahnen müssen wir zu unserem Stellplatz mitten hinein ins Zentrum der 12 Millionen-Metropole. Für das übliche Besichtigungsprogramm zum Kreml, Roter Platz, U-Bahn, Bootsfahrt und Stadtbummel nehmen wir uns zwei Tage Zeit. Es ist auffallend, wie sauber Moskau ist und wie diszipliniert die Autofahrer unterwegs sind.
Die Weiterfahrt nach Osten führt uns nicht, wie wir zunächst annahmen, gleich in die menschenarme Taiga, sondern durch dichtbesiedelte Gebiete mit viel Industrie. In Wladimir überrascht uns ein Mega Globus Supermarkt mit 38 Kassen, der 7 Tage die Woche, 24 h geöffnet hat.
In Susdal erreichen wir den einzigen richtigen Campingplatz auf dieser Reise, der auch von anderen Reisenden gerne als Zwischenstation genutzt wird. Unser Besichtigungsprogramm am nächsten Tag führt uns zum Freilichtmuseum, Kreml, drei Klöstern und vielen alten Bauten, von dem einiges zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Tags darauf fahren wir auf der sehr gut ausgebauten M7 bis nach Nischni Novgorod (früher Gorki). Hier bleiben wir am Stadtrand lediglich für die Übernachtung und setzen unsere Fahrt am nächsten Morgen fort. Auch auf dieser Strecke müssen wir uns vor den zahlreichen Radarfallen in acht nehmen. In der autonomen Republik Tatarstan legen wir noch kurz vor Kasan einen lohnenswerten Besichtigungs-Stopp in der Inselstadt Swijaschsk ein. Bis zu unserem Übernachtungsplatz in der Innenstadt von Kasan ist es jetzt nicht mehr weit.
Am nächsten Tag besichtigen wir im Kreml von Kasan die Moschee und die Kathedrale. Den Besuch der belebten Fußgängerzone sollte man nicht versäumen. Die Fußball-WM ist das beherrschende Thema in der Stadt und in 14 Tagen wird hier die Begegnung Deutschland - Südkorea stattfinden.
Weiter geht es auf der M7,
mit den für uns ungewohnten Abbiegespuren. An den zahlreichen Fischständen am Straßenrand können wir uns gleich unser Abendessen besorgen.
Immer noch in Tartastan, in der geschichtsträchtigen Stadt Jelabuga, die heute für Touristen hübsch hergerichtet ist, machen wir noch einen Zwischen-Stopp.
Wir folgen der nördlichen M7, kommen in die Republik Udmurtien und landen schließlich in deren Hauptstadt Ischewsk. Da wir schon mal hier sind, können wir uns das Kalaschnikow-Museum nicht entgehen lassen. Heute ist Nationalfeiertag und die Menschen sind vor allem am Ufer der aufgestauten Isch in Feierlaune.
Westlich von Perm überqueren wir die Kama und kommen schließlich bei Kungur zur bekanntesten Eishöhle Russlands. Da wir hier auch übernachten können, wird gleich mal ein Grillabend mit frischem Fisch organisiert. Die Exkursion durch die Höhle mit einer Länge von 5600 m, mit 70 Seen und einer Temperatur immer unter 0 Grad ist beeindruckend und lehrreich zugleich.
Wir nähern uns dem Ural-Gebirge, das hier mit unseren Mittelgebirgen vergleichbar ist. Kurz vor Jekaterinburg überqueren wir die Trennlinie zwischen Europa und Asien.
15.Juni - 8. Juli, Russland, Sibirien
Wegen den erhöhten Sicherheitsmaßnahmen zur Fußball-WM werden wir bereits vor der Stadt Jekaterinburg von der Polizei kontrolliert. Die Jungs sind jedoch ’gut drauf’ und so können wir schnell unseren exclusiven Stellplatz mit Blick auf die Skyline der Stadt zügig ansteuern. Für die Besichtigungen in und außerhalb der Stadt steht uns ein Bus zur Verfügung. Unsere Ziele sind die GULAG Gedenkstätte, die Kontinentsgrenze, die Gedenkstätte zur Ermordung der Zarenfamilie und die Kathedrale auf dem Blut. Bei einem Bummel durch die Stadt begegnen uns immer wieder wieder Fußballfans, die wegen dem WM-Spiel Ägypten - Uruguay in der Stadt unterwegs sind. Der tolle Ballett-Abend wird uns bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben.
Die nächsten beide Tage sind reine Fahrtage, ohne besonderes Besichtigungsprogramm. Vorbei geht es an kleinen Dörfern mit teilweise schön hergerichteten Holzhäusern oder auch an den neuen Hochhäusern in den Vorstädten.
In der Nähe von Tjumen befindet sich unser nächster Übernachtungsplatz. Hier können wir noch bei schönem Wetter in den heißen Quellen baden.
Beim folgenden Stellplatz, in der Nähe des Dorfes Golyschmanowo ist es kalt und regnerisch. Aus dem geselligen Abend am Lagerfeuer wird nichts. Dafür kommt das russische Fernsehen zu uns und macht ein kurzes Interview.
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In Kargat können wir den geplanten Übernachtungsplatz wegen Schlamm nicht anfahren. Schnell bekommen wir eine Alternative bei der orthodoxen Kirche mitgeteilt. Danach geht es erst mal zu einem gemeinsamen Essen mit geselligem Folklore-Abend. Die nicht geplante Führung durch die Kirche übernimmt ein Feuerwehrmann aus der Stadt, der auf dem Glockenturm für uns sogar ein Glockenspiel vorführt.
Schon weit vor Nowosibirsk wird die M53 wieder 4 spurig. Bevor wir in die größte Stadt Sibiriens, mit 1,5 Mill. Einwohnern, hineinfahren, haben wir noch Gelegenheit zum Einkaufen und zur Autowäsche. Im Russisch-Deutschen Haus lernen wir viel über das Leben der Russlanddeutschen im Gebiet Nowosibirsk. Der Hauptbahnhof von Nowosibirsk, der 1893 mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn errichtet wurde, ist heute noch ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt in Sibirien. Mehr über die Transsibirische Eisenbahn selbst, die bis 2013 auch nach Berlin fuhr, erfahren wir im “Museum der Geschichte der westsibirischen Eisenbahn”. Beim Denkmal von Zar Alexander III, der die Transsibirische Eisenbahn initiiert hatte, befindet sich am Ufer des Ob der Rest der ersten Eisenbahnbrücke. Auf dem örtlichen Markt können wir uns vor allem mit frischen Waren eindecken.
Über weiterhin gute Straßen kommen wir zunächst durch das größte Kohleabbaugebiet Russlands. Die großen Schmetterlings-Schwärme durch die wir hindurch müssen, finden wir anfangs noch bezaubernd. Spätestens beim Anblick der verschmierten Windschutzscheibe und des verstopften Kühlergrills finden wir das nicht mehr so lustig.
Die GULAG Gedenkstätte bei Mariinsk erinnert an die 2,5 Mill. Menschen die zwischen 1929 und 1960 hier in der Umgebung in 400 Lagern eingesperrt und zum Teil gestorben waren.
Auf unserem neuen Stelllplatz in Marrinsk können wir bei sommerlichen Temperaturen den gemeinsamen Grillabend genießen. Wer will, kann auch die örtliche Sauna benutzen. Interessant wird es, als uns ein Polizist aus der Stadt besucht und offen unsere Fragen beantwortet. Mit manchen Antworten haben wir nicht gerechnet.
Kurz vor Krasnojarsk, gerade als wir angehalten haben, um den Staudamm im Jenissei zu besichtigen, werden wir von einem jungen Ehepaar angesprochen. Sie hatten nicht erwartet hier ein deutsches Wohnmobil zu sehen und wollen sich unbedingt mit uns unterhalten. Dazu fahren sie mit uns zu einem bei Einheimischen beliebten Aussichtspunkt über dem Jenissei-Tal. Mit Hilfe des Google-Übersetzers auf den Smartphones wird es ein sehr nettes und interessantes Gespräch. Übrigens, die bei uns derzeit beliebte Schlagersängerin Helene Fischer, die 1984 in Krasnojarsk geboren wurde, ist hier völlig unbekannt.
Nun haben wir drei reine Fahrtage vor uns. Mal sind die Straßen gut, mal schlecht, mal eine riesige Baustelle. Immer wieder verläuft die Straße parallel zur Trasse der Transsibirischen Eisenbahn. Da beide Übernachtungsplätze an einem Fluss liegen, ist auf jeden Fall für Badespaß gesorgt.
Wir müssen mitten hinein ins Zentrum von Irkutsk, um zu unserem Stellplatz bei einem Hotel in der Nähe des Flusses Angara zu kommen. Für die Stadtrundfahrt ist wieder ein Bus organisiert und eine versierte Stadtführerin zeigt uns alles Sehenswerte. Nach Besichtigung einiger schönen Kirchen und Holzhäusern können wir uns in den Markthallen nochmals mit frischen Waren eindecken.
Der Baikalsee, von dem wir schon so viel gelesen und im Fernsehen gesehen haben, liegt endlich vor uns. Noch ein Stück mit der Fähre und wir sind auf der Insel Olchon, die auch als Schamanen-Insel bekannt ist. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben. Geplant sind eine Bootsfahrt auf dem vor 4 Wochen noch zugefrorenen See und ein Ausflug mit Geländewagen in den unwegsamen Norden der Insel. Ansonsten haben wir Zeit zum Schwimmen, Wandern, Sauna und Relaxen. Aber auch der allgemeine mobile Haushalt und kleinere Reparaturen am Fahrzeug lassen es uns nicht langweilig werden. Am Abend kann man beim gemeinsamen Grillen in der großen Runde sitzen, sich in kleinen Gruppen zusammenfinden oder auch mal alleine bei einer Flasche Wein den Sonnenuntergang genießen.
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Wir müssen zum zweiten mal durch Irkutsk, um an der Angara entlang zu unserem nächsten Stellplatz in Bolschaja Rechka zu kommen. Von hier machen wir Bus-Ausflüge zum Freilichtmuseum Talzy und zum Baikalmuseum in Listwjanka. In Listwjanka haben wir noch Zeit um auf dem Markt einzukaufen und an der Uferpromenade entlang zu spazieren.
Um ans Ostufer des Baikalsees zu kommen müssen wir ein drittes mal durch Irkutsk und dann über nicht ganz so gute Straßen durch das Sajangebirge. Wir kommen schließlich in die Republik Burjatien und werden an unserem Stellplatz beim Dorf Posolskoje vom diesmal aufgewühlten Baikalsee empfangen.
Entlang des Flusses Selenga kommen wir nach Ulan-Ude, die Hauptstadt von Burjatien. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt geht es ins 30 km außerhalb gelegene Buddhisten-Zentrum “Iwolginski Dazan”.
Die Fahrt zur Grenze verläuft, wie so oft auf der Welt, über eine relativ schlechte Straße. Die Grenzabfertigung auf der russischen Seite verzögert sich, weil es auf der mongolischen Seite nicht weitergeht. Nach insgesamt 4,5 h haben wir auch den mongolischen Zoll geschafft und stehen noch eine Weile vor dem letzten Roll-Tor, hinter dem das mongolische Abenteuer beginnen kann.
8. Juli - 28. Juli, Mongolei
Auf der Strecke nach Ulaanbaatar übernachten wir zunächst in einem Wald, dann im Mongolian Secret History Camp. Hier kommt unsere mongolische Reisebegleiterin Tuja zur Gruppe und hat gleich mongolisches Geld und SIM-Karten dabei. Der Verlauf der Straße führt uns durch eine Landschaft, die so gar nicht unseren Vorstellungen von der Mongolei entspricht. Doch die Straßen, die meist nur notdürftig repariert werden, lassen uns spüren, dass wir in der Mongolei angekommen sind.
Ulaanbaatar (Ulan Bator), die Hauptstadt der Mongolei empfängt uns mit Regen und einem langen Stau. Wir benötigen für die 10 km im Stadtgebiet über 3 h. Noch während wir im Stau stehen, bemerken wir mit Erstaunen, dass ein Großteil der Autos mit Hybrid-Antrieben unterwegs ist. Dann ist auch noch unser vorgesehener Stellplatz überflutet und wir müssen auf einen Parkplatz ausweichen.
Immerhin haben wir für die Eröffnungsfeier des Nadaam-Fests Eintrittskarten bekommen, dazu abends ein gemeinsames Essen und anschließend ein ungeplantes Feuerwerk.
Am nächsten Tag fahren wir zu den Reiterwettkämpfen vor der Stadt. Nachmittags wird eine kurze Stadtbesichtigung angeboten und abends erleben wir noch im Opernhaus ein tolles Konzert.
Über eine sandige Piste erreichen wir den Khustayn-Nationalpark. Bei einer Wanderung stellen wir überrascht fest, was hier in der vermeintlich trostlosen Steppe alles blüht und wächst. Höhepunkt ist die Fahrt mit Geländewagen in den Nationalpark. Neben Steppen-Adlern können wir tatsächlich im Abendlicht die selten gewordenen Przewalski-Pferde beobachten.
Über 200 km weiter westlich, befindet sich unser Übernachtungsplatz bei den Sanddünen. Hier leben auch einige Nomaden in ihren Jurten. Eine davon können wir besuchen. Die Gastgeberin beantwortet unsere Fragen und wir dürfen einiges an Essen und Trinken (auch vergorene Stutenmilch) ausprobieren.
Karakorum war unter Dschingis Kahn im 13. Jahrhundert die Hauptstadt des Mongolenreichs. Was man heute besichtigen kann, ist die buddhistische Klosteranlage Erdene Dsuu, die sich innerhalb einer 400 m mal 400 m langen Außenmauern befand und im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Sie wurde 1937 komplett zerstört. Nur wenige Tempel wurden bisher wieder aufgebaut. Lediglich die Steinschildkröten außerhalb des Klosters gelten als Überreste des Khan-Palasts in Karakorum.
Auf unserem Übernachtungsplatz in Karakorum bekommen wir abends Besuch von einer Gruppe Musikern. Die musikalischen und artistischen Darbietungen sind spitzenklasse
Endlich ist es sicher. Wir werden weder die Nord- noch die Südroute in den Westen der Mongolei nehmen. Wir bekommen den Weg über eine mittlere Route aufgezeigt. Durch eine Ebene mit saftigen Wiesen kommen wir zur Provinzhauptstadt Tsetserleg. Das Aimag-Museum in der Klosteranlage ist durchaus sehenswert. Weit oberhalb des Klosters erreichen wir über eine lange Treppe den Tempel Galdan Dsu mit toller Aussicht über die Stadt..
Hinter Tsetserleg finden wir unseren Übernachtungsplatz direkt neben dem Felsen Taikhar Tschluu. Auch hier hält der Tourismus langsam Einzug. Übernachtungen in Jurten mit der Möglichkeit auf Pferden bzw. Yaks zu reiten werden bereits angeboten.
Am nächsten Tag geht es zunächst über schlechte Straßen zu einem Zwischen-Stopp am Canyon des Flusses Tschuluut. Dort befindet sich auch eine heilige Stätte, eine sibirische Lärche mit 100 Zweigen
Am Tsagaan-See im Nationalpark Chorgo Terchiin Tsagaan bleiben wir zwei Nächte. Das Wetter ist leider sehr wechselhaft. Aber unseren Grillabend und den Ausflug auf den erloschenen Vulkan Khorgo lassen wir uns nicht nehmen
Auch wenn die Straßen zwischendurch mal schlecht waren, ab jetzt gibt es meist gar keine mehr. Es gibt kaum noch Ortschaften, dafür viele Tiere. Oft verzweigen sich die Pisten und man hofft, eine erwischt zu haben, auf der auch das Wohnmobil durchkommt.
Beim Chargas-See gibt es wieder ein Stück Asphaltstraße. Wir genießen die Zeit am See mit Ausspannen und Wandern. Dann geht es nach ein paar Kilometern Asphalt nach Süden in die Steppe. Auf anspruchsvollen aber gut befahrbaren Pisten fahren wir durch eine einsame schöne Landschaft. Erst kurz vor Chowd stoßen wir wieder auf eine Teerstraße. In Chowd haben wir mal wieder Gelegenheit zum Einkaufen und finden auch einen Übernachtungsplatz am Fluss.
Ab Chowd soll eine neue Asphaltstraße kommen. Diese ist zwar größtenteils fertiggestellt, darf aber noch nicht befahren werden. Es ist frustrierend auf 120 km Pisten- oder Baustellen-Straßen fahren zu müssen, obwohl die neue Straße oft in Sichtweite ist. Das Wetter verschlechtert sich zusehends. Auf dem 2700 m hohen Pass Buraatyn Davaa erfahren wir dann auch noch, dass der vorgesehene Übernachtungsplatz an einem kleinen Bergsee nicht angefahren werden kann. Wir müssen direkt zum 2080 m hoch gelegenen Tolbo-See hinunterfahren. Die Weiterfahrt über Ölgii durch eine wunderschöne Landschaft bis zur Grenze nach Russland ist dann, bis auf einige Kilometer vor der Grenze, in meist gutem Zustand.
Wir übernachten direkt vor der mongolischen Grenzstation zur Grenze nach Russland. Am nächsten Morgen versuchen gleich einige Drängler vergeblich vor uns auf den Zollhof zu kommen. Im Zollgebäude sind wir wohl etwas zu laut und die diensthabenden Beamtinnen verlassen empört ihren Arbeitsplatz. Wir müssen warten bis ihr Chef sie wieder zur Weiterarbeit überredet hat. Trotzdem sind wir nach 1 h durch und fahren Richtung russische Grenze.
28. Juli - 4. August, Russland (Republik und Region Altai)
6 km nach der mongolischen Grenze kommt der Vorposten zur russischen Grenze. Dann folgen 20 km Niemandsland, wo man weder anhalten noch fotografieren darf. Im Zollhof selbst dauert es dann nochmals 2 h bis wir wieder los können. Wir bekommen die Information, dass es hier im gesamten Tal (ca. 400 km) tagsüber keinen Strom gibt. Somit sind auch die Tankstellen und die Wasserhäuschen außer Betrieb. Unser Diesel-Tank ist zum Glück voll und Wasser gibt es an einer Wasserquelle, wo sich auch die Einheimischen mit Wasser versorgen.
Unser Übernachtungsplatz liegt traumhaft an einem Fluss mit Blick auf die Berge. Von hier starten wir mit drei geländegängigen UAZ-Bussen hinauf zum sogenannten Mars-Feld. Der Ausblick auf die schneebedeckten fast 4000 m hohen Berge des Altai ist fantastisch. Beim Anblick der roten Berge um uns herum verstehen wir, woher der Name Mars-Feld kommt. Am Abend bekommen wir landestypische Kost und später, immerhin 1800 m hoch, hilft nur ein warmes Lagerfeuer, um draußen sitzen zu können.
Auf unserer Weiterfahrt über gute kurvenreiche Straßen durchs Tschuja Tal müssen wir immer wieder einen Foto-Stopp einlegen, so z.B. auch am Zusammenfluss von Tschuja und Katun.
Schon bald tauchen die ersten Supermärkte auf und manche Berge haben bereits Sessellifte für den Wintersport. Auf unserem Stellplatz in der Nähe von Gorno Altaist kommen zumindest unsere Angler nochmal zu ihrem Vergnügen.
In Barnaul, der Hauptstadt der Region Altai, nutzen wir nur den Übernachtungsplatz im Stadtwald. Über so manchen Fahrkünstler regt man sich hier nicht einmal auf. Große Supermärkte und eine gute Autowaschanlage locken uns dann doch ins Zentrum.
Jetzt geht die Fahrt über sehr gute Straßen weiter nach Süden. Auf den Äckern sind schwere landwirtschaftliche Maschinen im Einsatz und die vielen Mais-, Weizen- und Hafer- Felder reichen bis zum Horizont.
Noch einmal ein schöner Übernachtungsplatz und Anglerparadies am Rakity See. Am nächsten Morgen stehen wir einige Kilometer weiter schon wieder an der Grenze.
Der russische Zoll ist nach 1 h problemlos passiert. Dann stehen wir im Niemandsland und niemand weiß, wie es weitergeht.
4. - 13. August, Kasachstan (Osten)
Nach 1 h Wartezeit im Niemandsland kommt endlich Bewegung in den Ablauf der Zollabfertigung. Nach den ersten Kilometern in Kasachstan, die Ernüchterung. Es wird kaum noch etwas auf den Feldern angebaut und die Straßen werden zunehmend schlechter. Die Landschaft ist eintönig. Lediglich die Schlaglöcher und die oft verkehrenden Züge sorgen für Abwechslung. Nach zwei Übernachtungen in Semej und in der Steppe gelangen wir endlich an den Alakölsee.
Am Salzwassersee Alaköl können wir es uns richtig gut gehen lassen: Baden, Wassersport betreiben (oder nur zuschauen) und selbstverständlich unseren Grillabend.
Bis zu unserem nächsten Übernachtungsplatz in Taldykorgan ändert sich der schlechte Straßenzustand nicht. Doch dann die große Überraschung. Am Ortsausgang beginnt eine gut ausgebaute 4 spurige Straße. Zunächst müssen wir an Almaty vorbei zu unserem Stellplatz in der Turgen-Schlucht. Almaty (früher Alma Ata), ehemalige Hauptstadt Kasachstans, auch Stadt der Äpfel genannt, fast 2 Mill. Einwohner, müssen wir selbstverständlich besuchen. Bei der Besichtigung fahren wir auch mit der Seilbahn hinauf auf 3.163 m zur Bergstation des Schymbulak. Hier im größten Skigebiet Zentralasiens haben wir einen tollen Blick auf die südlich gelegenen 3- und 4- Tausender des Terskej-Alatau (Teilgebirge des Tian Shan), sowie hinab auf Almaty. Von unserem Stellplatz in der Turgen-Schlucht unternehmen wir noch einen Ausflug zum Ayuly-Wasserfall.
Das nächste Highlight im Osten Kasachstans ist für uns der Scharyn Canyon im Scharyn Nationalpark. Im schönsten Abendlicht durchwandern wir den Canyon hinab bis zum Fluss Scharyn. Vier Fahrzeuge stellen wir zur Übernachtung oberhalb des Abgrunds ab. Noch während wird abends draußen gemütlich beisammensitzen, werden wir innerhalb von Sekunden von einem heftigen Sandsturm überrascht. An einem Fahrzeug werden zwei geöffnete Fenster herausgerissen und weggeweht. Bei unserem Wohnmobil wird durch den hereingewehten Sand der Feueralarm ausgelöst. Bevor wir am nächsten Morgen losfahren können, muss erst mal geputzt und repariert werden..
Wetter bedingt wird die Fahrt bis kurz vor die Grenze nach Kirgisistan recht trostlos. Von unserem Stellplatz können wir die gewaltigen Berge mehr erahnen als sehen. Die Fahrt bis zur Grenzstation wird eine matschige Angelegenheit.
Für die Ausreise aus Kasachstan benötigen wir an der Zollstation mit freundlichen und neugierigen Zollbeamten gerade mal 1,5 h.
13. - 20. August, Kirgisistan (Kirgistan, Kirgisien)
Die Einreise nach Kirgisistan verläuft zügig und problemlos. Doch die Straßen werden auch hier zunächst nicht besser. Dafür wird die Landschaft immer grüner und wir kommen uns vor wie in einem deutschen Mittelgebirge. Die ersten Dörfer tauchen auf, voller Leben und mit vielen Verkaufs-Ständen am Straßenrand.
Schon bald wird die Straße deutlich besser und wir erreichen zügig unseren Stellplatz am Yssykkul-See. Der See lädt gleich bei angenehmen Temperaturen zum Baden ein. Hier stößt auch unsere kirgisische Reisebegleiterin Irina zur Reisegruppe. Ein schöner Grillabend mit perfektem Sonnenuntergang und ein fantastischer Sternenhimmel runden den Tag ab. Der Ausflug mit kleinen Bussen durch das Barskoon-Tal hinauf in den Terskej Alatau (ein Teilgebirge des Tian Shan) wird zu einem beeindruckenden Erlebnis. Denn auf dem Hochplateau in 3800 m Höhe sind wir von vielen Schnee und Gletscher bedeckten 4000ern umgeben. Ein weiterer Ausflug bringt uns ins Jeti-Oguz Tal mit den roten Felsformationen ‘7 Bullen’ und ‘Gebrochenes Herz’. Hier unternehmen wir auch eine Wanderung durch das ‘Tal mit 5 Brücken’.
Bischkek, die Hauptstadt Kirgisistans, mit ca. 1 Million Einwohnern wirkt mit seinen vielen Parks sehr grün. Besondere Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch lohnen würden, gibt es nicht.
Bei der Ausfahrt aus der Stadt hat es uns dann doch mal erwischt. Ein Polizist meint, wir wären mit 72 km/h unterwegs gewesen und zeigt uns ein vermeintliches Beweisfoto. Immerhin können wir die Strafe von 100 $ auf 2000 Som ( 25 €) runterhandeln. Abends erfahren wir, dass wir nicht die einzigen waren, die bei diesem Polizeiposten mit exakt 72 km/h geblitzt wurden. Die weitere Strecke führt uns über die mautpflichtige Passstraße, die in 3200 m Höhe in einem Tunnel den Berg durchquert. Der Tunnel ist sehr dunkel und die LKWs donnern mit unverminderter Geschwindigkeit durch die enge Röhre. Als wir den Toktogul-See erreichen, sind wir von der Landschaft fasziniert. Nach einer Übernachtung am See geht es weiter in den Süden des Landes. Die Besiedlung wird dichter und immer wieder hat man die Möglichkeit am Straßenrand einzukaufen.
Wir erreichen die schon usbekisch geprägte Stadt Osch. Während der Stadtbesichtigung erklimmen wir erst mal den Suleiman-Berg, um uns einen Überblick zu verschaffen. Das eigentliche Highlight der Stadt ist jedoch der große Basar. Es gibt eigentlich nichts, was es hier nicht zu kaufen gibt. Am nächsten Morgen stellen wir uns schon rechtzeitig bei der Grenze an, um bei der Grenzöffnung um 9:00 Uhr gleich in den Zollhof einfahren zu können.
Nach viel Papierkram, wir verlassen schließlich die GUS-Zollunion, können wir problemlos aus Kirgisistan ausreisen.
20. - 31. August, Usbekistan
Die Einreise nach Usbekistan verläuft zügig. Auf dem Übernachtungsplatz ein paar Kilometer hinter der Grenze werden wir bereits von unserem usbekischen Begleit-Team Otabek und Ararat begrüßt. Abends wird für uns landestypisch gekocht. Wie wir hören, hat sich in Usbekistan vieles im Vergleich zum Vorjahr vereinfacht. Auch die vielen angekündigten Kontrollposten der Polizei gibt es, bis auf wenige, nicht mehr. Die Straße durch das Fergana-Tal ist gut, die Landschaft mit Obst- und Gemüseplantagen eher unspektakulär. Gleich fallen uns die kleinen weißen Chevrolet (Deawoo) auf, die hier das Straßenbild beherrschen. Für uns auch ungewohnt sind die vielen Metan-Tankstellen. Somit sind wir beim Thema Diesel, den es hier schlichtweg an den Tankstellen nicht zu kaufen gibt. Auf dem Weg nach Taschkent sehen wir immer wieder, daß viele alte Häuser abgerissen werden. Dafür entstehen überall neue Häuser und Wohnungen, die erdbebensicher sein sollen. Wir erreichen über breite mehrspurige Straßen unseren Übernachtungsplatz bei einem Hotel in Taschkent (Toshkent). Beim Abendessen im Hotel haben wir einen tollen Ausblick auf die Hauptstadt Usbekistans.
Taschkent ist eine sehr grüne, wasserreiche und saubere Stadt mit ca. 2,5 Mill. Einwohnern. Bei einer Stadtbesichtigung darf der Besuch des Erdbeben-Denkmals nicht fehlen. Am 25.04.1966 zerstörte ein sehr heftiges Erdbeben die Stadt fast vollständig. Weitere Besichtigungsorte sind u.a. die Dzhuma-Moschee, die Medresen Barak Chan und Kukeldash, das Kaffal-Schaschi-Mausoleum und das Amir-Timur-Denkmal.
Nach Taschkent wird von der Reiseleitung erst mal Diesel-Kraftstoff organisiert, damit wir über recht gute Straßen unsere Fahrt in den Süden des Landes fortsetzen können.
In Samarkand angekommen, können wir uns bereits am Abend einen ersten Eindruck von den schönen beleuchteten Plätzen und Bauwerken machen. Nicht minder schön sind diese bei Sonnenschein während unserer Stadtbesichtigung. Vor allem vom prächtigen Registan-Platz mit den drei Medresen Ulug’bek, Tilya-Kori und Sher-Dor sind wir begeistert. Die Bibi-Chanum-Moschee, die teilweise noch im Wiederaufbau ist, läßt erahnen, welch prächtige Moschee hier um das Jahr 1400 vom Herrscher Timur erbaut worden war. Wir besichtigen noch die Nekropole Shohizinda (Sha-i-Zinda) und mit einem Bummel über den Markt beenden wir unser Programm .
In der Kleinstadt Vobkent legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein, um ein Minarett aus dem 11./12. Jh. anzuschauen.
In Buchara (Buxoro) besichtigen wir das ehemalige Gefängnis (Zindan), das Samaniden-Mausoleum, die Miri-Arab Medrese, die Kalon Moschee, die Bolo-Hauz Moschee und beenden die Tour am Labi Hovuz Teich.
Auf dem weiteren Weg nach Westen staunen wir nicht schlecht, als die Straße bestens ausgebaut 4 spurig weitergeht. Es handelt sich vermutlich um ein Stück der geplanten neuen Seidenstraße. In Urganch, kurz vor Chiva legen wir nur einen Einkaufs-Stopp ein.
In Chiwa (Xiva) konzentrieren wir uns auf den historischen Stadtkern Ichan Qal’a (UNESCO Welterbe). Es handelt sich um eine Museumsstadt, geprägt vom Tourismus, aber trotzdem sehr schön. Die zahlreichen Baudenkmäler werden vom Kalta-Minor-Minarett überragt. Vor allem den Tasch-Haul- Palast finden wir besonders sehenswert. Den Tag lassen wir mit Musikdarbietungen und einem guten Essen in historischer Umgebung ausklingen.
Im Bereich des Flusses Amudarja ist es noch grün. Rechts und links der Straße reihen sich die Baumwollplantagen mit ihrem enormen Wasserbedarf. Dann verläuft die Straße parallel zur Eisenbahn durch vertrocknete Steppe bis Nukus, wo wir eine Übernachtung eingeplant haben. Durch den hohen Wasserbedarf der Baumwollfelder erreicht der Armudaja nicht mehr sein Mündungsgebiet im Aralsee. Dies gilt zum Teil auch für den Fluss Sysdarja in Kasachstan. Die Auswirkungen auf den See sind verheerend. Der See, wie er in obiger Karte dargestellt ist, stimmt mit der Wirklichkeit schon lange nicht mehr überein. Einer der Mitreisenden hat sich auf den Weg gemacht, um das ehemalige Ufer des Aralsees zu besuchen. Er hat beeindruckende Bilder mitgebracht. Hinter Nukus führt uns die immer schlechter werdende Straße über 300 km kerzengerade in Richtung kasachische Grenze. In der Steppe schlagen wir unser letztes Übernachtungslager in Usbekistan auf. Die Fahrt am nächsten Morgen bis zur Grenze wird auch kein Zuckerschlecken.
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Die Ausreise aus Usbekistan verläuft zügig und reibungslos.
31. August - 2. September, Kasachstan (Westen)
Die Einreise nach Kasachstan ist problemlos, aber der Straßenzustand bleibt schlecht. Ab Beineu haben wir dann endlich wieder guten Asphalt unter den Rädern und unser Übernachtungsplatz in der Steppe ist bald erreicht. Die weitere Strecke ist meist schlecht, staubig und eintönig. Unseren Stellplatz am Strand des Kaspischen Meeres hatten wir uns auch anders vorgestellt. Strand und Wasser sind stark von den Hinterlassenschaften der Kamele verunreinigt und das Schwimmen im extrem flachen Wasser ist nicht möglich. Kurz nach Sonnenaufgang sind wir schon wieder unterwegs. Es wird allmählich wieder grüner und auf den besser ausgebauten Nebenstrecken durch die Dörfer erreichen wir die Grenze nach Russland.
Die Ausreise aus Kasachstan haben wir schnell hinter uns und dann sind wir auf 10 km Niemandsland unterwegs zur russischen Grenzstation.
2. - 6. September, Russland (Südrussland und Nordkaukasus)
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Bei der russischen Grenzstation angekommen, wird unser Wohnmobil gleich zweimal kontrolliert. Vermutlich wollte einer der beiden Zöllner nur mal ein Wohnmobil von innen ansehen. Nach nicht mal einer Stunde haben wir samt Papierkram die Grenz-Prozedur hinter uns und sind schon im Förderationskreis Südrussland unterwegs. Um die Wolga zu überqueren, wählen wir die kürzere Route über eine abenteuerliche Ponton-Brücke. In Astrachan übernachten wir direkt am Wolga-Ufer vor einem Hotel. Zum Vergleich zu unserem Besuch der Stadt vor sechs Jahren, hat der Straßenverkehr deutlich zugenommen. Aber die Sehenswürdigkeiten, in erster Linie der Kreml, sind noch die selben..
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Wir verlassen auf der sehr gut ausgebauten R216 das Wolga-Gebiet Richtung Westen. Sehr schnell sind wir wieder in einer Steppenlandschaft. Vorbei an zahlreichen vertrockneten Salzseen gelangen wir in die autonome Teilrepublik Kalmückien. Weit abseits der Straße finden wir unseren Übernachtungsplatz und verbringen hier einen schönen gemeinsamen Grillabend.
Elista, die Hauptstadt Kalmückiens ist stark vom Buddhismus geprägt. Zum Pflichtprogramm gehört somit der Besuch des sehenswerten buddhistischen Tempels. Im Museum für lokale Geschichte der Republik Kalmückien erfahren wir mehr über die Herkunft, die Lebensweise und Geschichte des westmongolischen Volkes, das sich im 17. Jh. im unteren Wolga-Gebiet ansiedelte.
Ab Elista fahren wir in Richtung Süden. Noch bevor wir Kalmückien verlassen, wandelt sich die Steppe in landwirtschaftlich genutzte Fläche. Wir nehmen nicht die Hauptroute über Stawropol, sondern fahren direkt durch viele Dörfer und kleinere Städte zur Übernachtung bis nach Pjatigorsk im kaukasischen Vorgebirge. Je näher wir der Grenze nach Georgien kommen, desto größer wird die Polizei-Präsens und um so mehr Militär ist auf den Straßen unterwegs. Mitten in den Bergen des Kaukasus erreichen wir die russische Grenz-Station. Auf Grund der derzeitigen Sicherheitslage, ist es der einzige offene Grenzübergang von Russland nach Georgien. Abgesehen davon, dass man zunächst die Echtheit unserer Reisepässe anzweifelt, geht es dann doch zügig weiter.
6. - 12. September, Georgien
Der georgische Grenzübergang ist völlig unkompliziert. Linda, unsere georgische Reiseführerin ist uns noch bei der Beschaffung der vorgeschriebenen Kfz-Versicherung behilflich (deutsche Versicherungen werden hier nicht akzeptiert) und schon fahren wir auf der Heerstraße bis kurz hinter Stepantsminda. Hier übernachten wir bei einem Mineralwasser-Becken mit sehr kaltem Wasser. Am nächsten Tag geht es zuerst über den 2379 m hohen Kreuzpass, wenig später genießen wir die tolle Aussicht vom russisch-georgischen Freundschafts-Monument und fahren dann über Serpentinen immer weiter abwärts. Nach ein paar Baustellen passieren wir den Zhinvali-Stausee, bevor wir in der Ebene in Mzcheta die Altstadt und die orthodoxe Swetizchoweli-Kathedrale besichtigen können. Jetzt ist es nicht mehr weit bis in die Hauptstadt Georgiens.
Um in Tiflis (Tbilissi) unseren Stellplatz zu erreichen, müssen wir mitten durch die Stadt mit ca. 1 Mill. Einwohnern. Dafür haben wir dann einen tollen Übernachtungsplatz direkt am Stausee. Den ganzen nächsten Tag widmen wir uns Tiflis mit einer organisierter Stadtführung. Anschließend steigen wir zur Festung Naqara hinauf. Von hier hat man die beste Aussicht auf das Stadtzentrum.
Um unsere Fahrt fortzusetzen, müssen wir nochmals die Stadt durchqueren und gelangen allmählich in die Berge des Kleinen Kaukasus. Hier ist es erschreckend zu sehen, in welch ärmlichen Verhältnissen manche leben müssen. Wir passieren den Parawani-See in 2073 m Höhe und biegen bei der Khertvisi-Festung ins Tal der Mtkwari ab. Nach einigen Kilometern haben wir unseren Übernachtungsplatz unterhalb der Höhlenstadt Wardsia (Vardzia) erreicht. Die geführte Tour durch die Höhlenwohnungen ist beeindruckend. Am Abend wird die Felswand über uns mit Scheinwerfern schön angestrahlt.
Um zur Schwarzmeer-Küste zu kommen gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die 140 km längere Strecke über Kutaissi oder die von uns gewählte abenteuerliche bis zu 2025 m hohe Bergstrecke. Die Schotterstraße durch Bachläufe und die später folgende löchrige Asphaltstrecke durch enge Ortsdurchfahrten kosten dann doch mehr Zeit als zunächst angenommen. Doch auch wir kommen unbeschadet am Schwarzen Meer an.
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In Batumi haben wir einen zentral gelegenen Platz vor einem Hotel in Strand-Nähe. Bei einem geführten Rundgang durch die Altstadt erfahren wir einiges über die Geschichte und die Gegenwart der Stadt. Noch ein Bummel über die Strand-Promenade und ein gemeinsames Abendessen mit Folklore, dann heißt es Abschied nehmen. Während die offizielle Reiseroute über Russland, durch die Ukraine nach Polen führt, haben wir uns entschlossen über die Türkei den Heimweg anzutreten. Zum einen kennen wir die offizielle Strecke von unserer Reise im Jahr 2012, zum anderen kennen wir die Türkei noch nicht. Somit verlassen wir mit fünf weiteren Fahrzeugen, die aus unterschiedlichen Gründen die Türkei-Route gewählt haben, die tolle Reisegruppe und jeder setzt die Reise individuell fort.
Nach wenigen Kilometern erreichen wir die georgische Grenzstation. Die Ausreise verläuft ohne große Kontrollen völlig problemlos. Doch dann stehen wir vor der türkischen Grenzstation. Wird es hier, wegen den derzeitigen politischen Anspannungen zwischen Deutschland und der Türkei, zu Problemen kommen?
12. - 20. September, Türkei
Zunächst steckt ein Zöllner kurz seinen Kopf durch die Wohnmobiltür, winkt uns aber gleich weiter. Dann weist uns der nächste dummerweise auf die Lkw-Spur, deshalb müssen wir die Personenstempel auf der Pkw-Spur abholen und anschließend den Fahrzeugstempel auf der Lkw-Spur einholen. Das war es schon. Nach einem kurzen freundlichen Gespräch können wir losfahren. Die 4 spurige Straße entlang der Schwarzmeerküste lässt sich bei wenig Verkehr gut befahren. In Trabzon müssen wir nach Süden abbiegen, um zum Kloster Sumela zu kommen. Nach Einfahrt in den Nationalpark Altindere benötigen wir noch etliche Höhenmeter bis zum oberen Parkplatz. Dann die Enttäuschung. Der Weg zum Kloster ist mit Wachleuten abgesperrt. Wegen Renovierungsarbeiten ist eine Besichtigung bis auf weiteres nicht mehr möglich. Nach Rücksprache am Eingang des Nationalpark suchen wir uns für die Übernachtung einen ruhigen Platz im Wald. Für den nächsten Tag haben wir uns, auf Grund der in den Straßenkarten aufgezeichneten schmalen Landstraßen, nur die halbe Strecke bis Kappadokien vorgenommen. Doch zu unserer Überraschung sind die Straßen durchgehend 4 spurig ausgebaut und wir kommen zügig voran. Wir geraten noch in zwei Polizeikontrollen, bei denen wir lediglich freundlich durch gewunken werden. Noch am gleichen Abend erreichen wir in der Nähe von Göreme den “Camping Kaya”.
Wir wollen hier auf dem Campingplatz mit Schwimmingpool ein paar Tage ausspannen. Besonders schön ist es, als weitere Teilnehmer unseren Reisegruppe hier auftauchen. Gemeinsam unternehmen wir eine Wanderung im Göreme Nationalpark durch die zerklüfteten Felsformationen mit den Felsenwohnungen bis nach Cavusin.
Erst nach ein paar Tagen ist es morgens so windstill, dass die Heißluftballons starten können. Noch vor Sonnenaufgang hören wir das Fauchen der Gasbrenner, als in vielen Stellen der Gegend die Ballons aufsteigen. Es ist wirklich ein tolles Erlebnis, die vielen Ballons, zum Teil direkt über und vor uns, im Morgenlicht am Himmel zu beobachten.
Bald heißt es endgültig Abschied nehmen von den anderen Reiseteilnehmern, denn wir wollen jetzt auf direktem Weg nach Hause fahren. Zuvor noch ein Abstecher nach Kaymakli, wo es eine unterirdische Stadt zu besichtigen gibt. Hier wurden die Wohnungen, samt Speicherräumen und Stallungen, in bis zu 8 Stockwerken in den Fels gegraben.
Über Aksaray, vorbei am extrem salzhaltigen Tuz Gölü, fahren wir auf bestens ausgebauter Schnellstraße bis kurz vor Ankara. Im “Ulasan Hotel Caravan Camping”, am Mogan Gölü, sind wir die einzigen Gäste auf dem großen Platz. Genauso zügig geht es weiter bis kurz vor die 3 Millionen-Stadt Bursa am Marmara Meer. Ab hier benötigen wir noch viel Zeit, um in einem der Vorstädte den “Misi Camping & Caravaning” zu finden. Am nächsten Tag, auf dem Weg zu den Dardanellen, sind wir froh, endlich dem Großstadt-Getümmel entflohen zu sein. In Lapseki können wir ohne lange Wartezeit die Meerenge mit der Fähre überqueren. Nachmittags erreichen wir Edirne und bleiben über Nacht auf dem “Ömür Camping”.
Zur Ausreise aus der Türkei müssen wir nicht einmal das Fahrzeug verlassen. Ein Blick der Zöllnerin in die Papiere und wir können weiter fahren.
20. - 24. September, Rückreise
Beim Grenzübergang nach Bulgarien werden wir schon an der Grenzstation aufgefordert eine Vignette für die Straßenbenutzung zu zahlen. An der nächsten Stelle ist die Desinfektionsgebühr für das Fahrzeug zu zahlen. Dann kommt die eigentliche Zollstation. Hier kontrolliert man nur die Pässe und Fahrzeugpapiere. Dann kann es über die Autobahn Richtung Norden weitergehen.
In den Bergen östlich von Sofia übernachten wir auf dem einfachen “Camping Ribkata”. Die Laub abwerfenden Bäume zeigen uns, dass es hier schon herbstlich wird.
Bis zur Grenze nach Serbien sind wir dann auf einer gut ausgebauten Landstraße unterwegs. Auch hier an der Grenze nur ein kurzer Blick in die Papiere.
Die Einreise nach Serbien ist verläuft problemlos. Die Straße ist zunächst auch hier nur 2 spurig, später sind wir auf der Autobahn unterwegs. Die Straßennutzungsgebühren werden hier an Mautstellen bezahlt.
Da wenig Verkehr herrscht, sind wir schon nachmittags an der Grenze zu Ungarn.
Auch die Ausreise aus Serbien ist problemlos und ohne Fahrzeugkontrolle.
Selbst bei der Einreise nach Ungarn (EU-Außengrenze) werden lediglich die Reisedokumente geprüft. Allerdings müssen wir hier die Straßennutzungsgebühr in Form der eVignette bezahlen. Man bekommt lediglich eine Quittung. Die Maut wird elektronisch mittels Kameras über das Kfz-Kennzeichen kontrolliert.
Kurz hinter der Grenze steuern wir in Szeged den “Free Beach and Camping Szeged” an.
Über gut ausgebaute Autobahnen erreichen wir schließlich die Grenze nach Österreich.
Obwohl Österreich seine Grenzkontrollen verstärkt hat, verläuft die Einreise zügig und ohne besondere Fahrzeugkontrolle. Es muss allerdings erst mal die Vignette gekauft und an der Windschutzscheibe angebracht werden.
Je näher wir Wien kommen, um so stärker wird der Verkehr. Der große “Reisemobil-Stellplatz Wien” für unsere Übernachtung ist fast komplett belegt.
Über die Autobahnen geht es schnell bis zur deutschen Grenze.
Bei der Ausreise aus Österreich findet keine Grenzkontrolle statt.
Eine Grenzstation auf deutscher Seite gibt es zwar auch nicht mehr, aber dafür ist auf der Autobahn eine Kontrollstelle eingerichtet, die uns 5 km Stau und 1 h Wartezeit beschert.
Bevor wir endgültig nach Hause fahren, möchten wir die Reise ruhig ausklingen lassen. Einen schönen Platz hierfür finden wir in Hilpoltstein auf dem Wohnmobil-Stellplatz am Main-Donau-Kanal.
Zurück zu Hause merken wir schon bald, dass es wohl noch eine ganze Weile dauern wird, bis wir nach dieser langen abenteuerlichen Reise wirklich wieder zu Hause angekommen sein werden.
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